Re: Prinz Porno/Prinz Pi

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IrrlichtKlar, so Tracks wie „Keine Liebe“ und Ähnliches wirst Du auf den aktuellen Alben nicht finden. Ich finde aber dennoch, dass die Argumente nicht ganz greifen. Auf vielen Portalen wird derzeit der Sellout ausgerufen, wo doch gerade bei Prinz Pi, sowohl in Gesprächen, also auch in den Texten selbst, zu jeder Zeit spürbar wird, dass es sich hier um mehr als das Argument für den schnellen Rubel handelt und die Entwicklung, obgleich sicher nach Casper und anderen Wegbereitern, nicht aus heiterem Himmel, so aber doch stets authentisch ist – und dabei zu keiner Zeit die Wortgewalt, Vielfalt und Tiefe vermissen lässt, die Prinz Pi ausmacht. „Mainstream“, meinetwegen – ich sehe das allerdings weniger als Rückschritt im Sinne von bieder und seicht, als vielmehr darin begründet, dass sich eben dieses Massenpublikum in den letzten Jahren zunehmend für Hip Hop öffnet, der textlich, musikalisch, künstlerisch weit über das Schwachmatenensemble hinausgeht, das mit den üblichen Verdächtigen Ersguterjunge Berlinerkindel Zweischrittezurück in den letzten Jahren die ganze Stilrichtung in Mitleidenschaft ziehen sollte und eifrig Denkfaule dazu veranlasst, das alles per se doof und dumm und unwichtig zu finden. Mich freut die Entwicklung und ich finde an „Kompass ohne Norden“ und auch „Rebell ohne Grund“ gibt es eigentlich wenig auszusetzen.

Abgesehen davon: Erwachsen werden „wollen“? Der Pi ist erwachsen geworden und hat offensichtlich anerkannt, dass sich auch Betätigungsfelder, der Zorn, der dabei eingreift und genereller Umgang mit Kunst und Phrasen mit der Zeit verändert. Kautz ist nicht Kerry King – und das ist gut so.

Gerade Pis dämliche Aussagen darüber, dass er nun „Musik“ und keinen „Rap“ mehr mache, disqualifizieren ihn. Vor allem, wenn das aktuelle Werk soviel schlechter als die alten Veröffentlichungen ist. Das erinnert mich an Kool Savas, der mittlerweile mit Xavier Naidoo haarsträubend schlechte Alben veröffentlicht, dabei aber seine frühen Werke mit Westberlin Maskulin als „Dreck“ bezeichnet, den er „nicht mehr hören“ kann. Im Gegensatz zu Savas sind Pis Texte nicht wirklich schlechter geworden, aber der Vortrag hat gelitten, von den verkorksten Beats will ich gar nicht erst anfangen.
Kann ja sein, dass er dadurch ein neues Publikum erschließt, mir gibt das alles wenig bis gar nichts. Die Rap-Szene in Berlin war mit der Innovation aber auch schon durch, als Aggro 2003 in die Öffentlichkeit trat. Da kam dann wenig bis gar nichts richtig Wegweisendes mehr.

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