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Anonym
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IrrlichtMei Harry, warum muss es denn immer Radau sein? Hör doch mal was mit Liebe, mal was mit Anspruch (Spaß ;-))
Was missfällt Dir denn so sehr an „Rebell ohne Grund“? Ich höre darauf zwar ein paar leichte Einbrüche, aber im Zusammenhalt der Tracks ist das für mich eine reichliche spannende, tiefgreifende und vor allem sehr persönliche Angelegenheit, die mich zwar nicht mit jedem Song, aber mit unzähligen Einzelzeilen erreicht, inspiriert und bei Tracks wie „Etc.“ und „Laura“ auch sehr berührt (das sind die großen Tearjerker der zeitgenößischen, deutschsprachigen Hip Hop Historie). Klar, für den Liebhaber von härteren Bewegungen ist das eher nichts, aber eignet sich doch ganz prima als Innenlebengemälde zwischen diversen Antilopen, Orsons und Westberlin Maskulin Cuts…
Ich verfolge die deutschsprachige Rap-Szene in Berlin etwa seit dem Ende des letzten Jahrtausends, als die ersten Tapes veröffentlicht wurden. Das war von Anfang an eine klare Battle Rap-Veranstaltung, geprägt durch den Royalbunker. Die ersten Veröffentlichungen von Prinz Pi/Beatfabrik sind dann auch voller Kriegsmetaphern, Hymnen auf den Untergrund und Schmähgesänge auf die Rap-Industrie, die zu dieser Zeit vom halblustigen Kasperrap der Hamburger dominiert war. Ich mag diesen Radau. Später wurde es dann mit Bassboxxx noch eine Ecke härter und vor allem musikalisch interessanter, da man hier nicht nur Stumpf Boom Bap aus New York bitete (wie Restdeutschland), sondern auch andere Einflüsse (Miami Bass, G-Funk, Horrorcore) zuließ.
Prinz Pi verband die Battleschiene aber schon immer mit weitergehenden Gedanken, auch beeinflusst durch Verschwörungstheorien und ähnliches. Das war ein stimmiges Konzept. Wie so viele Rapper machte er dann den Fehler, dass er „erwachsen“ werden und sich „musikalisch weiterentwickeln“ wollte. Jetzt ist er fast dort angekommen, wo er früher Gift und Galle spuckend das Schlachtfeld betreten hätte: Im Mainstream.
Texte wie „Laura“ tragen dazu bei. Weinerlich, pathosbeladen. Mit dem Prinz Pi von „Radiumreaktion“ hat das nichts mehr zu tun.
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