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Ich finde es recht schwer, gezielt zu antworten.
Ich komme selbst mehr vom HipHop, als vom Jazz und sehe daher die Entwicklungslinie eher aus dieser Perspektive. Will heißen, ich betrachte Jazz vor diesem Hintergrund eher als eine Stilrichtung, die als Samplebasis für HipHop taugt, ähnlich wie eben Soul. Das ‚Verwursten‘ war somit auch nicht negativ gemeint.
Vor diesem Hintergrund empfinde ich die meisten Bestrebungen, Jazzmusiker und Rapper/Producer an einen Tisch zu bringen, oft als sehr bemüht und artifiziell. Rap basiert meiner Meinung nach auf dem Widerholungsmoment und Loops vertragen sich schlecht mit Improvisation. Insofern finde ich gerade Identité en Crescendo von Rocé als ein gelungenes Beispiel, weil die live gespielte Musik nicht den Charakter eines Samples nachzuahmen versucht, sondern einen repetitiven, aber doch beweglichen Charakter hat.
Bei den Roots bspw. ist das etwas ganz anderes. Das ist über eine musikalische Sozialisation hindurch amalgamierte Musik, die hauptsächlich über Questlove den Weg in den Rap findet. Das hat aus meiner Sicht wenig mit einem bewussten Einbezug von Jazz in den HipHop zu tun, sondern es ist lediglich eine musikalische Konsequenz.
Wobei ich auch sagen muss, dass viele dieser Connections noch in den ausgehenden Achtzigern und den beginnenden Neunzigern passiert sind. Ich habe mit HipHop ’93 begonnen und habe stark selektiert. Vieles ist da auch an mir vorbei gegangen und ich habe kein Interesse, das noch nachzuholen. Gerade die Kollaborationen zwischen Rappern und Jazzmusikern haben mich damals noch nicht interessiert und aus der Retrospektive finde ich sie auch nicht immer gelungen, bzw. eben interessant. Im Sampling hat sich gerade in den späteren Neunzigern unglaublich viel entwickelt, da höre ich mir ungern den alten Kram an, der – lustigerweise – viel häufiger auf Jazzsamples (Bläser!) basiert, als zu späteren Zeiten.
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III