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Nach etlichen Durchläufen bin ich in mich gegangen. Hier nun meine Eindrücke zu 13:
Dass ich das noch einmal erleben darf: ein Album meiner großen musikalischen Jugendliebe in Quasi-Originalbesetzung am Veröffentlichungstag zu hören. In diesem Falle als Spätgeborener war das vorher nicht möglich, für mich entdeckt habe ich die Band erst 1987. Also zu einer Zeit, in der das aktuelle Album The Eternal Idol hieß, bis auf Tony Iommi keiner mehr von der Originalbesetzung dabei und der Ruf der Band nach einem Auftritt im südafrikanischen Sun City, für den man sich später entschuldigte, am Boden war. Dennoch dürfte das Album bis heute das von mir meistgehörte Sab-Album sein, wenngleich es im Ranking mittlerweile natürlich etwas abgeschlagen ist.
In den späten 90er Jahren fand die Band schließlich wieder in Originalbesetzung zusammen und man beschloss, nur noch in dieser Besetzung als Black Sabbath aufzutreten. Die beiden neuen Tracks des Reunion Albums blieben jedoch relativ belanglos und erste Sessions in Rick Rubins Studios 2001 wurden wieder verworfen. Zugegeben, vor ein paar Jahren hätte ich nicht viel auf ein neues Black Sabbath Album gegeben, doch als vor ein paar Monaten schließlich tatsächlich ein Veröffentlichungstermin verkündet wurde, hatte ich plötzlich das Gefühl, dass das doch noch mal etwas werden könnte. Auch die anfängliche Enttäuschung, dass Bill Ward dann doch nicht mit dabei sein sollte, sei es aus gekränkter Eitelkeit oder aus gesundheitlichen Gründen, verflog schnell, zumal Brad Wilk hier einen ausgezeichneten Job erledigt. 13 ist kein Album, dass sich einem beim ersten mal sofort erschließt. War das aber bei all den Alben aus den 70er Jahren nicht genauso? Als ich sie mir im Herbst 1987 der Reihe nach zulegte zündete keines beim ersten Durchgang, wohl aber war da diese innere Stimme, die einen zwang, sich die Alben immer und immer wieder anzuhören. So ähnlich erging er mir auch mit 13. Vom nach dem ersten Hören abgerungenen „grundsolide“ habe ich mich mittlerweile weit nach oben entfernt. Tatsächlich orientiert sich die Band in erster Linie an Paranoid und Master Of Reality, klingt dabei aber so heavy und wuchtig wie nie zuvor. Einerseits ein herrlicher Anachronismus, der aber andererseits von Rick Rubin perfekt in das Jahr 2013 übertragen wurde. Dass sich die Band dabei eifrig selbst zitiert sei ihr an dieser Stelle verziehen, zumal es zu keiner Zeit zum bloßen Selbstplagiat verkommt.
„Is this the end of the beginning, or the beginning of the end?“ fragt Ozzy gleich zu Beginn im vermutlich nicht zufällig an Black Sabbath erinnernden Opener, einem mehrteiligen und verschachtelten Track und wenn am Ende Tony Iommi in das Solo einsteigt ist es fast wie im Herbst 1987, als ich zum ersten Mal Paranoid (das Album) hörte. Überhaupt ist es Tony Iommi, der hier wieder mal großartige Akzente setzt, so ist das kurze Solo gegen Ende von God Is Dead? eine Sternstunde auf dem Album und der Track selbst hat in der Tat das Zeug zum Klassiker. Oder beim metallischen Blues Damaged Soul, wenn sich kurz vor Schluss die Band zurücknimmt, Iommi zu Wilks Getrommel ein Solo anstimmt und die Band dann noch mal richtig Fahrt aufnimmt, dann ist das ganz großes Kino. Vor allem auch wenn Geezers Bass mit voller Wucht aus den Boxen dröhnt. Und Ozzy himself? Er klingt so evil wie zu alten Zeiten.
Die Regler immer Anschlag, bietet lediglich Zeitgeist einen Moment zum Durchatmen und natürlich erinnert das Stück dank seines psychedelisch gefärbten Klangbildes an Planet Caravan, ist aber letztendlich doch ein anderer Song und beweist, dass Black Sabbath auch die filigraneren Töne nach wie vor berherrschen. Danach bietet Age Of Reason wieder eines jener simplen Iommi Riffs, die einem sofort in Mark und Bein gehen, ein weiterer Klassiker im klassischen Sabbath Gewand einschließlich Coda, die sich nicht vor War Pigs verstecken muss und bei der im Hintergrund noch ein Chor zu vernehmen ist. Am Ende des Albums steht mit Dear Father der vielleicht eingängigste Track, dessen einmal mehr wuchtig intonierte Strophen in den wohl markantesten Refrain des Albums münden. Ganz ohne Solo endet das Stück mit Regen, Donner und Glockengeläut, so wie das erste Album 1970 begann. Ein möglicher Hinweis darauf, ob sich hier der Kreis schließt und 13 das definitiv letzte Black Sabbath Album ist? Wer weiß, aber wenn dem so ist, dann endet die Geschichte dieser Band mit einem Paukenschlag. Rick Rubin sagte unlängst in einem Interview, dass er sich beim Hören dieses Albums wieder wie 14 fühle. Er könnte damit Recht haben…
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?