Re: Prinz Pi – Kompass ohne Norden (12.04.13)

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irrlicht
Nihil

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pinchIhr Prinz Pi-Befürworter habt wahrscheinlich alle recht. Für mich klingen diese Konsorten aber alle irgendwie nach ganz erheblichem Rückschritt. Das war doch durch die Bank schon alles auf ganz anderem Niveau, viel besserem Niveau vorhanden (jetzt aber bitte nicht als „früher war das alles besser“-Ausrede verstehen!). Die erste Rödelheim-Platte (die damals alle hassten, obwohl Moses P. alle Reimgangster noch heute locker in die Tasche steckt), Kinderzimmer Productions, 5 Sterne Deluxe, Beginner usw. Das stagniert mir fast alles (K.I.Z. wären als eine der Ausnahmen zu nennen) zu sehr und das Mittelmaß wird zum Übermaß erkoren.

„Früher war da alles besser“ – nein, natürlich nicht. Ich glaube aber schon, dass mit den Jahren, mit den Vergleichen, mit der Resignation in vielen Bereichen, auch irgendwann eine bestimmte Ausrichtung gegeben ist, will heißen: Womöglich hätte das ehemals den jungen pinch vor zwanzig Jahren ebenso zur Begeisterung getrieben und hängt einfach auch mit generationsspezifischen Vorlieben etc. etc. zusammen. Irgendwann existiert ja das, was man salopp Geschmack nennt – und meist sind in Folge Veränderungen, Neuerungen, Neuauflagen und oder sonstiges eher schwerer lieb zu gewinnen. Dass Du gerade im Hip Hop unlängst eine zwar breitgefächerte, aber doch bestimmte Richtung präferierst, lässt sich für mich aus vielen Einzelgesprächen schon ausmachen. Was aber auch vollkommen ok ist. :-)

Ich glaube, dass das bis zu einem gewissen Grad sogar sehr natürlich ist, da Musiker auch immer Geschöpfe ihrer Zeit sind und vieles (manchmal lässt sich das bereits an einfachen Sätzen und Wortspielen wahrnehmen) sehr fest verankert ist und später anders gehört wird. Dass meine Sprache eine andere ist, merke ich bereits daran, dass gefühlt zwei Drittel meiner Lieblingsalben nach 1990 entstanden sind, also meinem Geburtsjahr (was mich selbst verblüffte, aber so ist es eben).

pinchDie „16Bars“-Sendung, die du (#Irrlicht) mir mal geschickt hast, gibt da ausreichend Auskunft: fast nur noch Blödiane oder dumpfe Prolls am Start. Und die, die augenscheinlich etwas vom Leben im Hier und Jetzt erzählen wollen, sind lamentierende Schnösel mit Luxusproblemen. Völlig unnötig und überflüssig und musikalisch meist auch oft Banane. Funktioniert für mich einfach nicht.

Wobei man zur Ehrenrettung der Gegenwart sagen muss, dass da auch weitestgehend hohle Geister am Start waren – dass es ganz abseits von mag ich, mag ich nicht eine ganze Reihe wirklich guter Texter, Beatbastler und Rapper in Deutschland gibt, finde ich dementgegen schon.

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Hold on Magnolia to that great highway moon