Re: Steven Wilson – The Raven That Refused To Sing (And Other Stories)

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pink-nice

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IrrlichtDas kann ich ja nun gar nicht nachvollziehen. Ich halte „The raven that refused to sing“ sogar für ein kleines Meisterwerk. Mir gefallen bereits die ersten Momente, wie Wilson die Zeilen wie aus schweren Träumen heraus singt. Der ganze Track hat diese leicht nebulöse, schlafwandlerische, immer wieder entschwindende Ästhetik, das kann man schnell mit „Langeweile“ verwechseln. Aber darin steckt mehr: Wilson kreiert eine Erinnerung, ein Stück Sehnsucht. Der Song behandelt den Tod, hier in Form eines Mannes, der sich an seine Schwester erinnert, die früh starb und die jetzt immer wieder in den Träumen zu spuken beginnt, ganz ohne Worte; ein Rabe, der nun nie wieder spricht (daher rührt wohl auch der Albumtitel). Mich fasziniert, dass der Track so ganz ohne arg abgegrenzte Stückwerkelei auskommt, sich aber fortwährend weiterentwickelt. Am Anfang ist der Song noch eine sinistere, triste Ballade, es dröhnen entfernt Stimmfetzen durch den Nebel (das passt sehr gut zur Geschichte!), ein Klavier klimpert wie eine Spieluhr vor sich hin und Wilson singt hier auch ungewohnt intensiv, mehr spürte man den Mann selten, wie in diesen „You can“ Zeilen und dem abschließenden „Please!“. Und dann geht der Song ja erst richtig los: Leichte Becken funkeln auf (ein Trademark des majestätischen „In the court of the crimson king“), ein paar begleitende Streicher; der Song erinnert mich hier nunmehr an eine Jazzkomposition, die Instrumente klingen gestochen scharf, keine Keyboardkleistereien, keine Metalbrachialität. Wilson wählt den Weg über eine andere Ebene: Schwere Gitarren erheben sich, füllen den ganzen Song aus, das ist alles ungleich mehr an Bands wie Godspeed you! black emperor, Long distance calling oder Mogwai gelegen, denn an dem, was der Mann sonst bisher auf die Beine gestellt hat. Ein musikalischer Strudel. Mir kommt diese Hinwendung zum Postrock und Jazz generell sehr entgegen. Und die letzten Momente sind dann absolut ergreifend: Ich habe leichten Wind vor Augen und Schnee, der sich sachte auf ein Grab legt. Magnificient!

MikkoSelbst das Titelstück, das mich beim ersten Hören noch beeindruckte, ist doch nur Schaumschlägerei. Prätentiös und nicht wirklich überzeugend. Schade eigentlich. Ich hätte diese Platte gerne gemocht. Es soll wohl nicht so sein. **1/2

Wat den enen sien Uhl is den annern sien Nachtigal.

http://www.phraseo.de/phrase/was-dem-einen-sin-uhl-ist-dem-andern-sin-nachtigall/

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Wenn ich meinen Hund beleidigen will nenne ich ihn Mensch. (AS) „Weißt du, was ich manchmal denke? Es müsste immer Musik da sein. Bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“