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Rob Fleming
Er selbst nennt seine Musik Epic pop und auch wenn dieser Begriff vielleicht zunächst eher abschreckt, gefallen mir die bisherigen Hörproben überraschend gut.
Epic Pop tritt es ganz gut; für den Begriff spricht, dass man sich darunter auf Anhieb etwas vorstellen kann.
chocolate milkKopfkino mit großem Sound! The Golden Age ist der Soundtrack zu einem Kinofilm der jetzt noch folgen müsste. Mir gefällt es sehr.
Mir auch; es ist über die Zeit sogar noch etwas gewachsen. Ich habe oben noch nicht abgestimmt, hätte anfangs **** gegeben, neige aber inzwischen sogar zu ****½. Großes Kino im wahrsten Sinn des Wortes.
IrrlichtSo substanzlos, wie es hier dargestellt wird, kann ich „The golden age“ nicht finden. Lemoine hat ein sehr klar strukturiertes Werk erschaffen, das er thematisch dem Abschied von Jugend, von Fantasie, Hingabe und Zartheit widmet. Meist schreibt er quasi auktorial aus entfernterer Sicht, verfolgt die Kinder bei ihrer Flucht vor Vereinnahmung, vor Grobheit, lässt sie auf Segelschiffen übers Meer ziehen und vertont einen Kosmos aus wilden Schlachten, Liebe, die nicht mehr zurück kehren wird, Kraken, die die Boote an den Abgrund ziehen – und endet in „The other side“ zuletzt in den Schatten. Das Kind ist erwachsen geworden, „the golden age is over“. Für mich funktioniert dieses Album eigentlich ausschließlich als Werk, welches man wie einen ablaufenden Film wahrnimmt. Die Arrangements sind natürlich das strahlende Stück Gold dieses Albums – ich kann mich nicht erinneren, seit langer Zeit etwas vergleichbares gehört zu haben. Gleichermaßen ist das jedoch nicht nur Blendwerk: Wenn die Seile gekappt werden, trudeln Bläser benommen und wehmütig, wenn die Füße vom ewigen Rennen blutig werden, äußert sich das in sich türmenden Percussionabfolgenden, in humpelnden, tiefen Schlägen – und wenn Lemoine das Goldene Zeitalter thematisiert, könnten die Streicher nicht heroischer und gefühlvoller klingen. Ich mag die Songs – und auch wenn das Album auf die Gesamtlänge bisweilen etwas überladen wird, klingt jeder für sich genommen eigen und steckt voller kleiner Details. Davon ab, dass Tracks wie „Where I live“ einfach anrührend sind – Lemonie ist nicht der variabelste Sänger, singt aber aufrichtig und gefühlvoll, wird bisweilen harsch (etwa in „Stabat Mater“), aber auch erdrückend intensiv („Run boy run“, „Iron“).
Da würde ich den Großteil unterschreiben wollen. Danke für die Detailarbeit, Irrlicht.
Zum Schluss möchte ich auch noch das fantasievolle (vielleicht sogar: bizarre) Cover loben. Auch darin zeigt sich der Gestaltungswillen, der sich auch in der Musik finden lässt. Insgesamt eine der ungewöhnlichsten Kreativleistungen der letzten Zeit.
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„Weniger, aber besser.“ D. Rams