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nail75Kann ich dir jetzt nicht mehr sagen. Meine Recherchen stehen in dem Artikel.
Ich finde da nur das Ergebnis deiner Recherchen. Diese Geschichte macht natürlich schon ewig die Runde, dadurch wird sie aber nicht gleich wahr. Es ist absolut legitim, den Wahrheitsgehalt von Shields‘ Aussagen anzuzweifeln. Mike McGonigal wollte für sein Buch auch Alan McGee interviewen, aber der hat sich geweigert. Darüber, warum er das gemacht hat, kann man jetzt natürlich wieder spekulieren.
Und genau das lese ich in deinen weiteren Ausführungen: Spekulationen. Viel von dem, was du schreibst, ist nachvollziehbar, kaum etwas an den entscheidenden Stellen belegbar und manchmal besteht noch nicht einmal Kontextualität. Als Beweis anzuführen, dass MBV jetzt eigenständig veröffentlichen, halte ich für ziemlich abstrus. Als ob eine Plattenfirma im Jahr 2013 für eine Band mit einem Namen, der groß genug ist, wie es MBV definitiv sind, unverzichtbar wäre. Self-Releases sind schon lange keine Besonderheit mehr. Ähnliches gilt für die Tatsache, dass es keine Zusammenarbeit mehr zwischen Shields und McGee gab. Du stellst das einfach in einen Kontext, von dem du nicht weißt, ob es der richtige ist. (Ohne direkt zu behaupten, dass es der richtige ist, aber das ändert nichts an dem Effekt.)
Ich stimme dir zu, dass Shields wahrscheinlich auch nicht 100%ig die Wahrheit sagt. Ich sehe aber keinen Grund, mehr Wert auf Alan McGees Wort zu legen. Der Mann ist ein aufmerksamkeitsgeiler Egozentriker, der sich selbst als „Indie-Hasser“ bezeichnet und nach eigener Aussage froh war, als bei den Summer Riots 2011 die Bestände mehrerer existenzbedrohter Indie-Labels in Flammen aufgingen. (Zitat: „It got rid of all that shit music“ – Quelle ist übrigens die Indie-Spezialausgabe der MOJO) Ich halte sowohl McGee als auch Shields für unzuverlässige Quellen und sehe daher keinen Anlass, einem von beiden eine Referenzhoheit zuzusprechen.
Wahrheiten gebären in der Popkultur sehr schnell Mythen, die dann natürlich immer noch eine Kernwahrheit beinhalten. Hier ist es die, dass My Bloody Valentine Creation Records verdammt viel Geld gekostet haben. Aber dass sie dadurch den Bankrupt des Labels zu verantworten hätten, bleibt so lange Spekulation, bis es handfeste Beweise dafür gibt. Und genau so lange sollte man das auch nicht ohne Weiteres einfach als Tatsache darstellen, erst recht nicht ohne auf die widersprüchlichen Aussagen, die damit verbunden sind, hinzuweisen. In der besagen MOJO-Ausgabe relativiert übrigens niemand geringerer als McGee selbst diese These: „To be fair, our business acumen around that time was fucking shocking. We were fucking pirates, and I was Captain Cook. The turnover of the company was jumping 300 per cent every year, but we were still trading like we were selling out of a cardboard box.“ (Hervorhebung von mir.)
Das relativiert Shields‘ Aussage vom „healthy label“ Creation Records, zeigt aber auch, dass es diese Tendenzen vorher schon gab. Vermutlich ist die Wahrheit etwas komplexer als „My Bloody Valentine haben Creation ruiniert!“. Etwas wie „Creation hatten finanzielle Probleme und dass My Bloody Valentine ewig für Loveless gebraucht haben, war da eher kontraproduktiv“.
Klingt aber nicht so schön. Und schwarz auf weiß liest sich besser.
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