Startseite › Foren › Das Radio-Forum › Roots. Mit Wolfgang Doebeling › 27.01.2013 › Re: 27.01.2013
waWürde ich genau umgekehrt machen. Genauer gesagt mit „Act 3“ anfangen und dann chronologisch über „Act Two“ rückwärts zu „Act 1“. Das Debütalbum steht so weit über den anderen Alben, das ein chronologisches Vorgehen nur zu Enttäuschungen führen kann.
Wie das? Zwischen „Act 1“, „Act 2“ und „Act 3“ kann es doch allenfalls marginale Unterschiede persönlicher Präferenz (unbenommen!) geben, qualitative wohl kaum. Alle drei LPs wurden von derselben Besetzung aufgenommen, binnen 18 Monaten, an jeweils ein, zwei Tagen, unter vergleichbaren Bedingungen. Klanglich ist die erste noch etwas roher behauen als die beiden folgenden, das kann man eventuell als kleines Plus verzeichnen, doch bedienen sich The Seldom Scene auf allen drei „Acts“ sowohl traditionellen als auch kontemporären Materials, die Arrangements gehorchen derselben Ästhetik, die Arbeitsteilung ist identisch. „So weit“ steht das erste Werk also mitnichten über den beiden nächsten, auch wenn ich es wie Du als meine liebste LP einer meiner liebsten Bluegrass-Bands bezeichnen würde.
Erst auf „Old Train“ und „The New Seldom Scene Album“, beide ebenfalls brillant, erweitert sich das musikalische Spektrum und nicht zuletzt das personelle, durch Gastauftritte (Ronstadt, Skaggs, etc.), wobei das Band-Lineup unverändert blieb. Mit „Act 4“ wurde dann durch Starlings Weggang und den Label-Wechsel ein neues Kapitel aufgeschlagen. Man nahm zwar wieder im selben Studio in West Virginia auf, doch war plötzlich Geld da, man benutzte neue Mikros, ließ sich Zeit, elaborierte und perfektionierte, was zu einem „moderneren“ Klangbild führte. Wenn Du damit Probleme hast, ist das nachvollziehbar. Andererseits rekurrierte man dafür fast ausschließlich auf klassisches Material von Carter/Stanley, Monroe, Wills, Rodgers, etc., während sich auf den ersten drei „Acts“ durchaus auch Songs aus Rock-Repertoires fanden: „City Of New Orleans“, „Hello Mary Lou“, „Sweet Baby James“ oder das gespielte „Train Leaves Here This Morning“.
Kurzum, für die von mir oben empfohlene chronologische Herangehensweise spricht einiges, für Deine eher wenig. Hugh.
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