Re: Die wunderbare Welt der Oper

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Wunderbar, gypsy, vielen Dank für diese feinen Höreindrücke. So viel Auswahl habe ich nicht bei diesem Wunderding der Zauberflöte, die man zurichten kann, wie man will, scheint mir. Von der Kinderei Ingmar Bergmans bis zu Furtwängler, an den Klemperer wohl heranreichen wollte, aber, naja. Es ist eine Oper zum Abarbeiten und das Orchester verdammt wichtig.

Und da bleibt wohl immer noch an erster Stelle Furtwängler 51 (ich weiß immer noch nicht, was Du da immer mit dem Klang hast, der ist doch völlig in Ordnung). Diese Ouvertüre fasst tatsächlich vieles in eins und die Pausen, die Furtwängler da wählt, sind nicht von ungefähr. Und sie wiederholen sich auch in den Arien, das ist sehr auffällig – gegenüber Christie und anderen späteren – die Wahl der Pausen. Dermota im „Bildnis“ ist etwa heldisch, aber das macht fast nichts, es fügt sich alles so richtig bis hin zu dem Geplapper der Damen. Und das ist auch ein sehr klassischer Zug bei Furtwängler, wie er da das Grollen vor der besänftigenden Verzweiflung der ersten Königin-Arie heraufschraubt, in Aufregung, aber ruhig. Es ist fast gleich, wer dann da singt. Aber Lipp ist nahebei, auch wenn Edda Moser wohl feiner wäre, aber das passt zeitlich weniger. Die verflixten Koloraturen gelingen Lipp allerdings gar nicht – wobei ich mich frage, ob dieses Elend der Verzweiflung nicht gerade misslingen muss? Schön ist das Leben der Königin schließlich nicht. Sarastro ist nicht einfach der Gute, sondern eben auch von oben herab, das ist ein Kern, der herausgespielt werden sollte, aber Mozart gibt dazu wenig Anweisungen. Musikalisch ein bisschen.

Die Dehnung Furtwänglers gefällt mir also wohl am besten. Da es gesagt wurde, FD sei kein Papageno. Doch, phantastisch, aber in der Fricsay-Einspielung. Ich habe mit FD auch immer wieder Hadereien, aber wohl ebenso viele Überraschungen. Und er kann den Bauern singen.

Überhaupt nicht mehr komme ich klar mit Christie. Das ist lockeres Orchester. Aber das Sänger-Ensemble so schlimm, Beamtendeutsch, wie abgelesen. Gardiner propft da auf und renkt es ein. Das ist viel feiner. Aber immer noch wie abgespielt, wenn auch sehr viel durchdachter. Schon der Auftakt zur Ouvertüre holt Luft und Raum, den Christie nicht zugesteht.

Und die Rezitative und das Geplapper wegzulassen, ist ein Unding. Die gehören dazu!

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