Re: Die wunderbare Welt der Oper

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pinchVermutlich. Aber was genau meinst du mit „Leichtfertigkeit“? Wagner geht mit seinen Figuren doch nun wirklich nicht leichtfertig oder gar fahrlässig um. „Parsifal“ und den „Ring“ kann man, ob der mitunter etwas sehr mystisch verklärten Geschichten, merkwürdig finden (den dritten Teil des „Rings“ finde ich stellenweise sehr albern, Libretto wie Musik). Im „Tristan“ ist das doch alles aber sehr down to earth, selbst wenn man mit dem Wesendonck/Wagner-Background nicht vertraut sein mag.

Das Gesäusel mit dem Trunk empfinde ich als leichtfertig, da kommt ein Bub aus Lummerland übers Meer mit dem Schiff, ein Täubchen sitzt bereit. Und ebenso ein Bub ist auch Parsifal. Dieses Erlösungsspektakel sehe ich als leichtfertig an, ja. Es hat einen Kern, der nicht immer auf diese theatralische Weise ausbuchstabiert werden muss, sehr viel näher ist mir da Puccini, der die Dinge einfach zeigt. Dennoch, den „Tristan“ höre ich ja auch down to earth, aber ich brauche keinen großen Sänger für diese Minirolle. Den Wesendonck-Hintergrund finde ich auch nicht wichtig, die „Wesendonck-Lieder“ sind unglaublich misslungen, langweilig geradezu. Wie soll ich es noch sagen: Wagner hat unglaubliche Musik geschrieben, und anders als in Opernform konnte er es wohl nicht.

BgigliDas folgende Sopran-Tenor-Duett ist melodisch unfertig, keine Bindung, kein Bogen, kein inneres Glühen wie im ersten Akt, der zu den herausragenden Ereignissen italienischer und besonders pucciniesker Opernkunst gehört. Kein melodischer und orchestraler Höhepunkt mehr. Als wäre Puccinis Melos verloren gegangen. In der Butterfly war plötzlich wieder alles da!

Ja, aber wie denn anders? Was kann denn danach noch „fertig“ sein, und sei’s melodisch? Es gibt keinen Höhepunkt mehr, nicht wie in der Butterfly, die aber doch von vornherein lyrische Voraussetzungen schafft, die Geschichte meine ich, um so zu enden. Der Kontrapunkt ist dann das Ende in der „Bohème“. Welchen Höhepunkt sollte es in der „Tosca“ denn geben, wie sollte nicht das Melos schwinden? Da hat er es vielleicht einmal zugelassen, das Schwinden. Ich kenne mich nicht gut aus, höre nur die Musik. Aber in der „Tosca“ einen anderen als einen solchen „Höhepunkt“ zu geben, wie er da ist, erschiene mir seltsam.

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