Re: David Bowie – The Next Day (März 2013)

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der-hofacker

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MarBeck
Bowie hatte für mich damals schon eine persönliche Bedeutung. Man vergisst leicht, dass seit dem 2. Weltkrieg nur ca. 25 Jahre vergangen waren. Als Kind und Jugendlicher auf dem Land waren die 60er und frühen 70er geprägt durch eine Mischung aus starren Regeln und rasanten Veränderungen. Man muss sich nur mal Clips aus dem Beat-Club oder Beat Beat Beat von Mitte der 60er ansehen (insbesondere das Publikum) und dass mit den Glam-Rocker 5-6 Jahre später vergleichen. Das man wie Ziggy Stardust aussehen konnte war wirklich erstaunlich für die damalige Dorfjugend. ;-)

Da ist was dran! Ich erinnere mich, dass Bowie für mich – zu der Zeit ebenfalls auf dem Land in NRW aufwachsend – so eine Art Symbol für die Utopie war, mit der Popmusik damals noch verbunden war. So nach dem Motto: Alles ist möglich, werde dein eigener Star, go for it! Die Realitäten in der BRD dieser Jahre aber waren andere. Wer lange Haare, Schlaghose und Plateaustiefel trug, wurde mehrfach am Tag von braven Bürgern zusmmengeschissen. Und wenn ich mir z. B. Kajal ins Gesicht geschmiert hätte, hätten mich die dorfältesten Schnapsnasen auf der Dorfkirmes wohl entweder verprügelt oder vergewaltigt…
Insofern war Bowie erst mal weniger musikalisch bedeutend als vor allem eine Identifikationsfigur.

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