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IrrlichtEine hochinteressante Interpretation, die für mich auch ein wenig verwunderlich ist, da „Shaking the habitual“ ja in Wahrheit ein nur entfernt textbasiertes Stück Kunst ist, sondern zur Hälfte aus wilden, extrovertierten, verstörenden, impulsiven, giftiggarstigen Beats, Pop- und Dronesounds besteht.
Das stimmt. Leider gründet diese Weirdness aber nur in sich selbst, um auf Biegen und Brechen in das vorgegebene Konzept der Unkonventionalität zu passen. Nichts gegen Unkonventionalität, aber sie sollte nicht zum Selbstzweck werden und durch den beschriebenen Überbau wird sie das, weil sich The Knife zu sehr in die Karten schauen lassen und der Kern des Werks so zentral wird, dass sonst nichts mehr Platz hat. Aus genau dem Grund empfinde ich das Album trotz seiner Unheimlichkeit eben nicht als verstörend, wie es z.B. Scott Walkers Spätwerk ist. The Drift ist eine intensivste Reise, die den Hörer bei der Hand nimmt, ohne dass er sich darauf vorbereiten kann, wie sie ihn ruckhaft in eine albtraumhafte Emotionswelt reißt und immer wieder loslässt, nur um dann umso rücksichtsloser zuzupacken. Es ist unberechenbar, obwohl zweifelsohne seitens Walker Kalkül dahinter steckt. Shaking the Habitual ist so offensichtlich kalkuliert, dass es mir ein derartiges Erlebnis nicht bieten kann.
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