Re: 2013 – Erwartungen und Eindrücke

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herr-rossi
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chocolate milkDu bist gemein, sie haben mich jetzt doch (Danke :-))! War eigentlich vorher festentschlossen das Album nicht zu kaufen – grinse jetzt aber schon seit Minuten happy vor mich hin.

Das freut mich natürlich!

Da ergreife ich gerne die Gelegenheit, noch ein paar werbende Worte über „Premiere“ zu schreiben: Das ist weder ein „Schauspielerin-macht-jetzt-auch-noch-Musik“-Album (was der Name Nora Tschirner vermuten lassen könnte) noch ist es, wie die Single „Sophie Marceau“ vielleicht nahelegte, eine ironische Easy Listening-Sause wie bei The Mike Flower Pops, Stereo Total, Die Moulinettes oder so. Das Album erinnert vielmehr an die großen Pop-Gesten der 90er Jahre mit starken Anleihen an 60s-Soundtracks wie bei Divine Comedy, Rialto, Blur, My Life Story usw. (Der „Retro“-Vorwurf wird in „Zweiter“ auch gleich mitgedacht.) Der Melodienreichtum ist umwerfend, Tom Krimis Arrangements sind gekonnt, Erik Lautenschläger singt wie ein junger Gott und harmoniert wunderbar mit Noras Background-Gesang. Die Texte sind im Vergleich zum deutschen „Diskurspop“ liebenswert altmodisch mit klaren Prämissen und Geschichten, aber keineswegs altbacken.

Prag ist auch ein absolut integres Projekt mit eigenem Label (Tynska Records) und das ganze Artwork, Video-Clips usw. werden von den dreien selbst verantwortet. Sich dabei den Luxus zu leisten, ein ganzes Orchester in die Produktion einzubeziehen (das Prager Filmorchester) ist respektabel. Ralf Niemczyk hat das im Januar-RS sehr schön beschrieben: Prag sind eine Popgruppe mit Haltung und Stil. Viele werden „Premiere“ gleichwohl in Schubladen wie „Schlager“ oder „prätentiös“ (Vorschlag für ein neues Genre: „prätentiöser Kunstschlager“) oder „geht gar nicht“ usw. verschwinden lassen, aber so ist das nun mal.

(Die Vinyl-Ausgabe des Albums wird es möglicherweise nur bei den Konzerten geben, da sind sich Prag noch nicht ganz schlüssig.)

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