Re: 2013 – Erwartungen und Eindrücke

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some-velvet-morning

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Jan LustigerRichtig, denn:

Hellbent stammt auch aus den WFTSC-Sessions und I Told You So, wie du selbst schreibst, ebenfalls.

Substance ist ein Must-have, der beste Tonträger, den es von New Order gibt. Total ist extrem vernachlässigbar.

Ein komplett neues Album wollen sie ja nun auch aufnehmen – ohne Hooky. Das könnte zwar interessant werden, weil Hook derjenige war, der am meisten Wert darauf legte, dass New Order immer auch eine Gitarrenband blieben, und jetzt eine stärkere Zuwendung zur Elektronik möglich wäre, aber so richtig hohe Erwartungen habe ich eher nicht.

Okay. Dann sind es eben „nur“ Outtakes. Dass New Order ein neues Album veröffentlichen wollen, war mir bis dato unbekannt. Es ist vermutlich davon auszugehen, dass es elektronischer wird. Aber New Order ohne Hookys Bass? Er ist wie das Rückgrad von Joy Divsion/New Order. Der Bass spielt die Melodie. Es ist fast wie ein Wunder, dass sie Ians tot überlebten und sogar noch mit New Order Popgeschichte schrieben. Für mich gehören sie zusammen, auch wenn in der „schwarzen Szene“ Joy Division immer hochgehalten werden. Mittlerweile ist Joy Division vielleicht auch im Rockbereich die wichtige Band der 80er. Anyway. New Order brachten Joy Division vom Postpunk hin zu House/Acid/Techno Einflüssen, was von außen unglaublich erscheint. Da ich beidem zugeneigt bin, ist New Order für mich die Verbindungslinie. Ich glaube, sie haben sich damals von amerikanischen Produzenten beeinflussen lassen, um in eine neue Richtung zu gehen, bis dann irgendwann „Blue Monday“ erschien. Allein die Länge war neu. Ich nahm den Song als Kind im Radio auf und kann mich noch an den Kommentar des Moderators erinnern: jetzt kommt etwas gänzlich Neues. Was Techno/House war, wusste ich zumindestens damals nicht, aber es gefiel mir. Was Peter Hook in der Band angeht: Ich glaube, er ist der Prolet der Band, der auch mal zuschlägt, Frauen, der laute Typ halt. Ein ungewöhnlicher Bassist. Ich würde Hooky immer gerne sagen: „Halt doch einfach den Mund und vertrage Dich endlich mit Bernhard“. Er ist ein Orginal auf der anderen Seite und ein begnadeter Spieler seines Instruments. Allein wie er den Bass hält: ist das sein Penis oder sein Bass? New Order klangen live ohne Hooky letztes Jahr ziemlich dünn und orientierungslos, genauso wie eine weitere Biografie über die wahre Geschichte von Ian Curtis von Hooky genauso überflüssig ist wie sein komisches Seitenprojekt mit Joy Division Covers. Sie sollten sich einfach alle wieder vertragen. Das Thema Joy Divison ist von meiner Seite aus abgegeharkt. Warum nicht auf die Zukunft, sich auf „New Order“ wieder konzentrieren? Diesen Joy Division Film fand ich beispielsweise nach Deborahs Biografie und „Control“ schon fast zuviel, bei aller Liebe zum Thema. Warum genau Ian sich erhängte, wird nie hunderprozentig klar sein. Es ist auch ein trauriges Kapitel in der Bandgeschichte. Es verstärkt den Mythos Joy Division, aber der Fokus sollte vielleicht wieder mehr auf die Musik ausgerichtet sein, zumal es nach seinem Tod noch lange nicht vorbei war. Musikalisch betrachtet ist die Geschichte von Joy Divison eine hoffnungsvolle Geschichte. Es endet eben nicht mit „Closer“. Es geht weiter. Für mich persönlich ist das Mystische an Joy Division/New Order die Band an sich. Alles sind Persönlichkeiten, die sie in die Musik einbrachten. Ihr Zusammenspiel ist das Mystische, so wie jede wichtige Band ein Mysterium vielleicht bleibt. War es Zufall, dass sie sich zusammenfanden und „Warsaw“ gründeten? Es wirkt eher wie eine Fügung.

Zu „Total“: Ich dachte auch an die Überflüssigkeit einer weiteren Compilation und kaufte sie mir reduziert letztes Jahr. Aber sie haben sich echt Mühe gegeben auch den Fan zu überzeugen. Endlich die 7inch Version von „Temptation“ auf CD zu haben. „Hellbent“ liebe ich („too many girlfriends, but not enough love“- oder was singt er da?). Bernhard ist ein seltsamer Vogel. Live kann er gar nicht singen und er sieht überhaupt nicht nach RocknRoll aus, aber ich glaube er und der Rest der Band haben ihn ziemlich gelebt bis hin zum Techno/Acid (Hacienda Club). Was häst du von „The Best Of“ und „The Rest Of“ aus den 90ern? Den Pump Panel Reconstruction Mix konnte ich rauf und runter im Club spielen und die „Goths“ flippten in den 90s wegen „Blade“ dazu aus, aber ich mag wirklich die Mixe von „World in motion“ etc. Bei „Substance“ sind mir nur einige 12inch Versions einfach zu lang. Ich finde die 94er Version von „True Faith“ produktionstechnisch und von der Länge perfekt. Sie ist mein Favorit im Vergleich zum Orginal. Auch finde ich „Permanent“ von Joy Division eine gute Compilation. Der Permanent Mix von „Love will tear us apart“ und der Remix von „She´s lost control“ sind die besten Versionen der Songs.
Zusammengefasst meine ich, dass man alle Best Ofs von Joy Division und New Order besitzen sollte. Keine ist überflüssig. Ein New Order Lieblingsalbum habe ich meines Erachtens nicht. Ich finde „Movement“ underrated. Es ist wie das unsichtbare dritte Joy Division Album und sehr intensiv. „Substance“ ist ja eh kein Album in dem Sinne. Nur weil du schriebst, wie sehr du es schätzt.

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