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Friedrich
Mit Electronica meine ich das weite Feld der Musik, die sich nach House und Techno immer weiter ausdifferenziert und viele Sub-Genres gebildet hat und die für mich ein Beispiel für aktuelle und nicht zuvorderst rückbezüglicher – vulgo: retro – Popmusik ist. Ich habe RETROMANIA nicht gelesen und weiß daher nicht, ob Reynolds diese Musik überhaupt wahrnimmt. Vermutlich nicht, sonst würde er aktuellem Pop nicht pauschal das Kleben an der eigenen Vergangenheit vorwerfen. Man muss dann aber auch mal fragen, warum er Electronica übersieht.
Im Gegenteil, dem Thema steht er sogar näher als vielen anderen Genres. Reynolds war Anfang der Neunziger beim Melody Maker einer der wenigen (UK)-Hardcore-affinen Journalisten in einer Phase, als das selbst von Acid House-Veteranen als Proll-Musik wahrgenommen wurde. Die Neunziger sind daher bei ihm ein Goldenes Zeitalter der elektronischen Musik, in dem monatlich neue Entwicklungen möglich waren. Interessanterweise spart er allerdings die prägenden Dance-Stile der Noughties – 2 Step, Grime, Dubstep und Bassline House – aus, da diese seiner Ansicht nach in der Hardcore-Tradition stehen oder sogar explizit auf diese Ära zurück greifen (siehe Tracks wie „Where Were You In ’92“ von Zomby), somit also Teil der Retro-Welle sind. Und dem Old Skool Rave-Revival Anfang der frühen Noughties konnte er sogar im amerikanischen Exil nicht widerstehen, wie er in dem Kapital beschreibt.
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