Re: Retromania | ist Pop tot?

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tolomoquinkolom

Registriert seit: 07.08.2008

Beiträge: 8,651

Sonic JuiceDie grundlegende Frage bleibt aber doch: „so fucking what?“
Muss jetzt ein Ruck durch die Popwelt gehen? Im Grunde hat sich Pop so entwickelt, wie es logischerweise bei den gegebenen technischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu erwarten war. Man kann das nur akzeptieren und sich weiterhin die Rosinen raussuchen oder sich darüber grämen und als alter Sack nostalgisch und kulturpessimistisch (also „retro“) werden.

Reynolds hat über etwas nachgedacht, was ihn beschäftigt hat – und daraus ein Buch gemacht, das sich mit Popkultur befasst. Ob seine Leser damit etwas anfangen oder nicht, ist eine andere Sache und auch unterschiedliche Einordnungen sind vollkommen legitim. Ob es in der heutigen Church of Pop tatsächlich ‘alternativlos’ ist, zu akzeptieren, dass bei den von dir erwähnten technischen Bedingungen und Möglichkeiten nicht mehr drin ist (oder war) als die Flucht in die Vergangenheit wäre eine Überlegung wert. Die ‘grundlegende Frage ist nicht ‘so fucking what?’, sondern: ‘was bringt Leute dazu, nicht der Musik von Morgen nachzujagen, sondern sich der Musik von Gestern zuzuwenden?’

Die Musikwissenschaftlerin Livingston sagt, dass die Aktivitäten innerhalb der Popmusik, die man im Jahrzehnt des ‘Re’ feststellen kann, ‘hauptsächlich Phänomene der Mittelklasse seien, die mit Aspekten des gegenwärtigen Lebens unzufrieden bzw. davon überfordert, sich an Identitätskonstruktionen versuchen.’ Diese Gesellschaftspartizipierer suchen sich eine persönliche Wolke, eine Wohlfühlzone, die unangenehme Aspekte der realen, aber unerwünschten Gegenwart aussperrt.

Findest du nicht, dass die Zahl der ‘Rosinen’ abnimmt? Bist du mit dieser Entwicklung zufrieden oder hast du dich nur damit abgefunden, weil es zweifellos wichtigere Dinge im Leben gibt? Und ist dir bei deiner Betrachtung bewusst, dass diese Rahmenbedingungen zu einem großen Teil von Unterhaltungskonglomeraten, diverse Plattformen bevölkernden Avataren (hinter denen teilweise wiederum Industrie- und Privatinteressen stecken) und Interessen der Betreiber solcher Datennetze bestimmt werden?

lathoSo wie ich das vernehmen konnte, gibt es bis jetzt weder eine trennscharfe Defintion noch handfeste Beispiele, an denen der Begriff demonstriert werden kann.

It’s in the book.

Wie ich „Star Wars ist faschistoid“ gelesen habe, fühlte ich mich an mintgrüne, ausgefranste Doktorarbeiten aus den hintersten Regalen der soziologischen Fakultät erinnert.

Ja, da zucken Deutsche gerne aufgeregt zusammen. Als ‘faschistoid werden Eigenschaften bezeichnet, die dem Faschismus in verschiedener Hinsicht ähnlich sind.’ Bei STAR WARS ist dies der Fall.

Post #4 ist immer noch nicht widerlegt.

Fragen kann man nicht widerlegen.

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