Re: Retromania | ist Pop tot?

Startseite Foren Kulturgut Das musikalische Philosophicum Retromania | ist Pop tot? Re: Retromania | ist Pop tot?

#8682855  | PERMALINK

staggerlee

Registriert seit: 04.02.2007

Beiträge: 738

Ich kann das Buch nur empfehlen. Zum Einen hat kein anderes Buch in letzter Zeit im Popdiskurs die Diskussion dermaßen angeregt, zum Anderen hat es mich insoweit amüsiert, als daß ich selbst mehr als alles andere ein (Hobby-)Kurator bin und schon immer war – insoweit konnte ich mich in dem Buch teilweise ganz gut selbst wieder finden (ich vemute, daß es u.a. deshalb so emotional im Forum diskutiert wird). Und natürlich ist es richtig: Was mich in meiner Jugend unzählige Stunden in Plattenläden gekostet hat ist heute ein Klick im Internet (mit allen dazugehörenden Folgen die Reynolds ja teilweise zutreffend beschreibt).
Zwei kleine Anmerkungen/Nachträge hierzu:
1.)Auffällig ist für mich schon, wie in der „Fachpresse“ (z.B. im Musikexpress) verzweifelt Minitrends ausgerufen und zu Megatrends aufgeplustert werden, die keine sind (z.B Vampire Weekend, der Wahnsinnstrend zur Worldmusic oder The Mars Volta und das Comeback des Artrocks). Ebenso auffällig ist, wie in Interviews mit Newcomern häufig Sätze fallen wie: Duch den Plattenschrank meiner Eltern bin ich auf… gestoßen. Früher undenkbar.
2.) Ich kann mich des Eindrucks auch nicht erwehren, daß durch das Internet Strukturen zwar (zurecht) aufgebrochen sind, aber nur recht wenig produktives durch die angebliche „Basisdemokratie“ und „Schwarmintelligenz“ entstanden ist. Dies läßt sich bei der Piratenpartei oder bei dem Niedergang der Printmedien beobachten- andererseits aber sind durch das Verschwinden mancher Kleinstlabels, deren Kompetenz und Risikobereitschaft, die unabdingbar für die Entwicklung der Popmusik war (nachzulesen z.B. bei John Broven in Record Makers and Breakers), nicht unbedingt die besten Voraussetzungen geschaffen worden um nur ein Beispiel zu nennen.

--