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Ein Satz vorweg: Postpunk spiegelte meines Erachtens das Ende der großen Erzählung der Moderne wieder (sagt ja schon der Name)- ab diesem Zeitpunkt konnte die Entwicklung der Popmusik nicht mehr als lineare Enwicklung betrachtet werden: Roxy Music gehört m.E. hier rein- deswegen waren sie ihrer Zeit voraus (und somit hochinnovativ)- mehr „post“ geht gar nicht.
Und dennoch stellen sich mir ein paar Fragen, die sich mir beim Durchlesen des Threads stellen und die ich als nach wie vor nicht beantwortet sehe (auch um die Diskussion wieder an den Ausgangspunkt zurückzuführen):
1.) Popmusik spiegelte meist die technologische Entwicklung wieder, z.B. elektrische Gitarre- Rock`n Roll, neue Studiotechnologien- Sgt. Pepper (ich weiß im Forum verhasst); Computer- Kraftwerk, Sampling etc. Das Internet bedeutet was? Und: Welche Auswirkungen hat das Ende der Plattenindustrie, das Ende des Urheberrechts (und somit auch den Begriff des Künslers als Urheber des Werks) und einen unendlichen Pool an Quellen, bzw. Zugriff auf Quellen? Was bedeutet das für die Entwicklung von Popmusik?
2.) War Popmusik die meiste Zeit innovativ, oder waren es eher kurze Augenblicke, die neue Stilrichtungen hervorgebracht haben- worauf eine lange Zeit der Konsolidierung folgte. Sind wir in einer Konsolidierungsphase und wen ja seit wann? Auffällig ist für mich nach wie vor, daß mir keine Stilrichtung der 0er Jahre einfällt die aus einer wirklich neuen Subkultur entstanden wäre, was nicht bedeutet, daß kein individueller Ausdruck mehr möglich ist.
3.) In einer liberalen Gesellschaft des anything goes, wo Revolution von der Werbeindustrie längst vereinnahmt ist, Popmusiker bei den Staatschefs eingeladen werden und Popmusik im Wahlkampf genutzt wird, die Eltern selbst mit Popmusik groß geworden sind- gegen was soll hier die popmusikalische Revolution stattfinden? Taugt Pop überhaupt noch dazu sich darüber zu definieren?
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