Re: Retromania | ist Pop tot?

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bullschuetz

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Eines hat sich sicher fundamental verändert gegenüber den 60er-Jahren: Damals waren die Hörer jung, trafen auf teilweise massive Abweisung der Älteren und hatten schon allein deshalb das Gefühl, dabei zu sein, als etwas Aufregendes, Aktuelles, Neues passierte. Das die im Alten gefangene Generation nicht verstand und deshalb bedrohlich fand und aggressiv ablehnte.

Heute hingegen gibt es solche Dinge wie den „Rolling Stones“-Thread im „Rolling Stone“-Forum oder die Jahresbestenliste einer aktuellen Musikzeitschrift, die „Tempest“ auf Platz 1 führt.

Ich meine das überhaupt nicht wertend (ich habe mich mittlerweile durch viele Videos der aktuellen Stones-Konzerte geklickt und muss echt einräumen, das gitarristische Zusammenspiel dieser Zausel ist hinreißend! Und Tempest ist sowieso grandios, zumindest die erste Hälfte!), ich stelle es einfach nur fest.

Insofern kann, glaube ich, kein Zweifel daran bestehen, dass zwischen dem „Be here now“-Geist der 60er, dem Gefühl, sich grade eben genau hier am Nabel der Welt zu befinden und in der aufregendsten aller möglichen Zeiten zu leben, und dem popmusikalischen Heute, das zumindest in großen Teilen geprägt ist von Historisierung, Nostalgie, vergleichendem Hören, Wertungslistenanfertigung, teils auch akademischer Einordnung, eine enorme Kluft klafft.

Und diese grundlegende Wandlung thematisiert der „Retro“-Begriff.

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