Re: Retromania | ist Pop tot?

Startseite Foren Kulturgut Das musikalische Philosophicum Retromania | ist Pop tot? Re: Retromania | ist Pop tot?

#8682709  | PERMALINK

ferry

Registriert seit: 31.10.2010

Beiträge: 2,379

bullschuetz

Wenn wir von „Übernahme“ oder „Zitat“ reden, wird das deutlicher: Es geht immer darum, Melodien zu übernehmen oder zu zitieren, Textbrocken, Instrumentierungsdetails, Genre-Stilistiken – und man kann das auf verschiedene Art tun; indem man sie zum Beispiel selber neu einsingt und einspielt (wie das Bob Dylan, in den 60er-Jahren als bedeutender Innovator gefeiert, von Anfang an exzessiv getan hat) oder indem man in einem Tonstudio aufgenommene Partikel ausschneidet, in Tempo und Tonhöhe verändert und in neue Kontexte setzt. Strukturell ist das Vorgehen gleich, nur das produktionstechnische Handwerk unterscheidet sich. Wenn Kanye West ein Bläserriff aus Curtis Mayfields „Move on up“ aufnimmt, entschleunigt, mit neuen Beats, neuem Text und neuer Songstruktur zusammenbringt, ist das nicht mehr oder weniger „Retro“, als wenn Bob Dylan in „Song to Woody“ eine Woody-Guthrie-Melodie verwendet.

Auch Woody Guthrie hat schon exzessiv auf bereits vorhandene Melodien zurückgegriffen, er hat sogar Melodien mehrfach verwendet, aber immer wieder einen anderen Text dazu geschrieben.
Strukturell sehe ich da aber schon einen erheblichen Unterschied zum Sampling. Das Nachspielen mit Instrumenten ist ja noch keine Kopie. Höchstens in Extremfällen, wenn das Original haargenau nachgespielt werden soll. Ein Sample ist hingegen ja schon eine Kopie, die dann aber in einen anderen Kontext gesetzt wird etc. …(wie schon erläutert).

Aber was hat das mit retro zu tun?
Ich möchte mal den Begriff Vintage- Style in die Runde werfen, der ist vielleicht etwas griffiger als retro.

--

life is a dream[/SIZE]