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Der Gitarrist wird trotzdem so spielen, wie er es bei verschiedenen anderen Einflüssen gesehen hat. Und wenn er am Ende nicht versucht, Jimi Hendrix zu kopieren, sondern daraus sein eigenes Ding macht, ist das dennoch nicht Retro (und selbst dann nicht unbedingt). Das ist mit Sampling nicht anders. Ich würde sogar sagen, Sampling ist noch viel weniger Retro-anfällig als es das klassische Gitarre-Bass-Drums-Bandprinzip ist. Gesamplet wird nicht, um genau das selbe nochmal zu machen, sondern um daraus etwas neues zu kreieren, wohingegen Bands sich vordergründig oft erst einmal gründen, um gewissen Vorbildern nachzueifern.
Du würdest doch wohl nicht sagen, dass ein Rapper oder ein Techno-DJ, die Marvin Gaye samplen, das machen, um wie Marvin Gaye zu klingen, oder? Und was ist mit Samples aus zeitgenössischem Pop? Wenn Kendrick Lamar 2012 einen Beach-House-Track von 2010 samplet, dann ist das 2010-Retro? Natürlich nicht. Genauso wenig wie es 1978 Retro war, dass John und Damian O’Neill von den Undertones versucht haben, Gitarre zu spielen wie zwei Jahre zuvor Johnny Ramone.
Das ist nun mal alles etwas differenzierter zu betrachten, und eine vereinfachende Gleichung wie „Sampling = Wiederverwertung von bereits Vorhandenem = Retro“ bringt darum gar nichts.
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