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Mikko Was willst Du mir eigentlich sagen, tolo? Dass es schlechte und und gute Musik gibt, haben wir schon längst festgestellt. Mit „Retro“ oder mit Sampling hat das zunächst gar nichts zu tun. Niemand hat behauptet, Sampling sei per se ne tolle Sache. Und nicht jeder Rückgriff auf Vergangenes gelingt bzw. passt in den beabsichtigten Kontext.
Vermutlich hatte ich von deinem ‘Hauptsache es passt irgendwie’ den Eindruck, dass es für dich keine Rolle spielt, aus welchen Gründen Werke der neueren Popmusik – und sofern es das Rückbesinnen auf Pop-Historie betrifft – Zitate bzw. Samples verwenden, die nicht auf ästhetische Erwägungen zurückzuführen sind (Mashup/Bastard-Pop). Die derzeit verschollenen Innovationen innerhalb des popkulturellen Aquariums werden auf diese Weise schnell obsolet und zum Mythos degradiert. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es niemanden interessiert, wenn derart verwendetes Material – immer Interesse beim geneigten Rezipienten vorausgesetzt – nicht mehr oder nur schwer zu noch zu entdeckenden Quellen heranführt, was für mich wiederum stets ein wertvoller Aspekt von Zitat-Pop war und noch ist.
bullschuetzIst Sampling ein Symptom von Retro? Echt, tolo, findest Du das? Ich nicht – aber darüber ließe sich diskutieren. Oder soll die Erfindung der Sampling-Technologie gar die Geburtsstunde von Retro gewesen sein, sozusagen die Ursünde, die Wurzel allen Übels? Dem Enthüllergestus nach zu schließen, mit dem Du Dein Beispiel präsentierst, könnte man fast meinen, das ist Dein Argument. Da wären wir dann allerdings erst recht noch viel verschiedenerererererer Meinung – aber natürlich ließe sich auch darüber diskutieren. Mein Problem: Im Moment weiß ich einfach nicht, was Du sagen willst.
Ich habe nichts ‘enthüllt’ – und retro ist auch keine Sünde. PUMP UP THE VOLUME mit seinem Sampling-Wahn ist mir nur als extremes Beispiel eingefallen, wie sich Technologie auch gegen eine mögliche, zukunftsorientierte Entwicklung richten kann. Das sehr erfolgreiche Zusammenschütteln von Splittern aus früheren Musikstücken (23 unterschiedliche Samples in einem Track) sagt sowohl etwas über die Musiker, als auch über die Konsumenten dieses weltweiten No.1-Hits. Ich kann hier darüber hinaus auch nichts innovatives erkennen oder eine Hinzufügung durch Künstlerhand. Samplen kann man nur bereits vorhandenes Material. In diesem Sinne wäre Sampling retro.
atomMal Abgesehen davon, dass Du auf Textebene eine ähnliche Arbeitsweise wie M/A/R/R/S nutzt hat Sampling als Methode erst mal gar nichts mit Retro-Phänomenen zu tun.
Es geht hier nicht um mich.
Die Sampling-Methode reicht im Grunde auf etwas zurück, das man aus einem anderen Bereich der Popkultur von Brion Gysin, William Burroughs u.a. bereits kennt: Cut-up.
Samplen kann man nur bereits vorhandenes Material. Sampling ist also rückwärtsbezogen und ich finde es nicht abwegig dies als retro zu bezeichnen.
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