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Remake, Remodel, Rewrite
Popmusik dreht sich zunehmend in einer immer schnelleren Abfolge von Retroschleifen um sich selbst, um bei permanenter Rückschau auf das Immergleiche, schon mal dagewesene langsam zum Stillstand zu kommen. Gleichzeitig erhöht die Tonträgerindustrie als Ausdruck ihrer Retro-Ökonomie nun auch in Europa das Leistungsschutzrecht an Tonaufnahmen von 50 auf 70 Jahre.
Popmusik wird zu einer musealen Angelegenheit und macht es sich dort gemütlich, wo sich ohne Risiken Rendite einfahren lässt; als Segment einer globalen Unterhaltungsindustrie, ein Spektakel unter vielen, schrille Wegwerfware.
Die Kunst des Zitats mag uns zwar immer noch beeindrucken, aber wir wissen dabei immer weniger, ob dieses Zitat (oder Sample) nun aus ästhetischen oder rein ökonomischen Gründen zu hören ist. Pop wird als ‘Indie’, ‘Alternative’ oder ‘Post-Punk’ beworben. Dekonstruktion, Remix und Mashup reduzieren sich darauf, einen schwarzweißen Karopullover aufzutrennen, um daraus einen weißschwarzen Karopullover zu machen.
[Didi Neidhart | aus: Immer Ärger mit dem Rückspiegel]
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