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DemonDanke für all diese Zitate; massig Stoff zum Nachdenken. Aber je mehr ich davon lese, desto mehr komme ich zu der Überzeugung: Weniger die Popmusik hat ein Problem, als vielmehr ihre intellektuellen Kritiker. Der Kultur werfen sie Stillstand vor, aber selber sind sie in den Denkmustern von anno Tuck gefangen, und die „Krise“ besteht in Wahrheit darin, dass diese Denkmuster heute nimmer funktionieren. Das ist ungefähr so, als würde man dem kalten Krieg nachtrauern, mit der Begründung, er habe Menschen zu Höchstleistungen motiviert.
Genügt es denn schon über Fragen nachzudenken, um als intellektuell zu gelten? Ich weiß nicht recht. In Reynolds sehe ich z.B. keinen Intellektuellen, sondern einen Musikfan (der allerdings etwas vermisst und dies auch schreibt).
Und die Kritik am (gefühlten) Stillstand der Popkultur (Musik/Film) ist ja nicht so abwegig, wenn man genauer hinsieht. Der laute Aktionismus der medialen Geschmacksmonopolisten ähnelt eher multiplen Rochaden mit austauschbaren Künstlern und Produkten, als einer feststellbaren Entwicklung irgendwohin. Von der musikalischen Sackgasse z.B. mit metastasisch infantilem Dancefloor-Geblubber (einer modernen Form von Marschmusik) und dilettierenden Sampling- und Remix-Clowns, bei deren konfettiartiger Arbeitsweise vom Zitatcharakter nur noch der erste Wortteil übrig blieb, bis zur Flucht der Popmusikkonsumenten in die sichere Retro-Wohlfühlzone ist es nur ein kleiner Schritt vom Dschungel in den Zoo.
Von welchen Denkmustern der Kritiker sprichst du?
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