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Roseblood@ tolo
Da du die musikalische Entwicklung so kritisch siehst… Ist so vieles „Retro“, weil der Musiker es möchte, oder weil der Konsument es kauft und danach verlangt?
Kritisch? Ich weiß nicht. Ich habe halt einfach Fragen.
Als eine der Ursachen für die Retro-Flucht würde ich Enttäuschung über den gegenwärtigen Zustand der Popmusik sehen. Und wenn man noch Nostalgiker berücksichtigt, die musikalisch in ihrer Jugendzeit hängengeblieben sind (und die es auch im Forum gibt), kommt schon eine ansehnliche Gruppe zusammen. Hast du dich nicht schon mal gefragt, weshalb es seit einiger Zeit verstärkt diese Zunahme an Archivveröffentlichungen, Best-ofs, Essential-Reihen, Werkschau-Boxen, Jubiläums- und Sammlereditionen etc. gibt? Und weshalb sich Musikmagazine (wie Musikexpress, Rolling Stone etc.) neben künstlerischer Altenpflege auch auf den inflationären Abdruck von Listen aller Art stürzen, die ja zu überwiegendem Teil alle Reisen in die Vergangenheit darstellen und wie ein Abgesang wirken?
Konsumenten verlangen häufig nach dem was sie bereits kennen. Trifft eine Künstlerveröffentlichung auf positive Resonanz, soll es eine weitere geben, allerdings bitteschön genau in dieser Art. Nennen wir es den Sissi-Effekt. So kann der Konsument durchaus auch zum Problem eines experimentierfreudigen Künstlers werden, der sich eigentlich in seinem Sinne kreativ entfalten möchte, auch wenn er sich dadurch von seinem bisherigen Schaffen entfernt. Künstler die nur Stars sein wollen haben es da natürlich einfacher als welche, die tatsächlich Musiker sein wollen.
Hättest du Ideen, Musik auf die Beine zu stellen, die keinen großen Bezug zur Vergangenheit hätte?
Niemand schöpft aus dem Nichts. Und innovative Ideen für die Popmusik habe ich momentan auch keine. Ich wünsche mir einfach mal welche zu Weihnachten.
Zudem hat Musik heute wohl eine andere Aussage- und Einflusskraft, weswegen Musik nicht so vieles erreichen und verändern und bilden kann wie in den Jahrzehnten zuvor.
Ernsthafte Aussagen macht heutige Popmusik wohl nur noch selten. Über was auch. Und die Einflusskraft von Musik wurde wahrscheinlich schon immer überschätzt.
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