Re: Retromania | ist Pop tot?

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latho
No pretty face

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tolomoquinkolomDieser Augustinus scheint entweder clever oder klug oder beides gewesen zu sein.

Pop wie Hecken es sieht, hat sieben wesentliche Merkmale: Oberflächlichkeit, Funktionalismus, Konsumismus, Äußerlichkeit, Immanenz, Künstlichkeit und Stilverbund. Verkehrt scheint mir das nicht zu sein.

1. Oberflächlichkeit meint dabei lediglich, dass Pop aus dekorativ gestalteten Oberflächen besteht, ungeachtet der technischen Funktion des Gegenstands. Poppig – das heißt in diesem Zusammenhang: Die Oberflächen des Pop sind vorzugsweise geschlossen; selten verlaufen oder vermischen sich die Farben und Muster.

2. Funktional ist Pop in anderer Hinsicht ausgerichtet: das Ziel ist, für Belebung zu sorgen, angenehm zu erregen, den Körper in Bewegung zu setzen, Attraktivität zu erhöhen und eine nette, heitere Stimmung oder eine coole Haltung zu bewirken.

3. Pop ist mit Konsum innig verbunden. Sich unterhalten zu lassen ist mindestens genauso viel wert wie das aktive Leben. Konsumieren ist zudem ein Pop-Kennzeichen, weil es im Gegensatz dazu steht, sich rauschhaft verzehren zu lassen. Die Ekstase zählt allenfalls vorübergehend einmal zur Pop-Welt – als Samstagnachtphänomen.

4. Pop hält sich strikt an das äußerlich, sinnlich Gegebene.

5. Anders pointiert, bedeutet das: Pop kann mit der Werbung oder den großen Bühnenshows, die sich aus dem historischen literarischen, mythologischen Fundus bedienen, etwas anfangen, weil es manchmal deren Gestaltung schätzt, nicht deren Bestreben, etwas über das Hör- und Sichtbare Hinausgehendes zu behaupten.

6. Pop kann mit dem Natürlichen nichts anfangen, außer es zu elektrifizieren, im Studio bewusst aufzusplitten, digital zu modellieren etc.

7. Ein Pop-Gegenstand kommt niemals allein. Der Musikstil z.B. ist mit einer Frisur, einer Hose, einem Auto, einer Attitüde auf eine Weise verbunden, die einen zwingenden Zusammenhang herstellen soll.

[Thomas Hecken | aus: Pop-Konzepte der Gegenwart / Pop – Kultur & Kritik (Heft 1)]

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Pop: Aktuelle Definitionen und Sprachgebrauch
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Warum nur habe ich das Gefühl, dass Hecken gerne Prog und Burschen im Hozfäller-Hemd hört? :-)

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.