Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Retromania | ist Pop tot? › Re: Retromania | ist Pop tot?
AlbertoDas sehe ich anders. Das Internet ist doch viel zu atomisiert, um inhaltliche Durchschlagskraft zu entwickeln. Selbst eine „disco“-Wiederholung auf ZDF Kultur nachts um drei erreicht mehr unterschiedliche Bevölkerungsschichten, als jede Internet-Community mit egal wievielen Usern.
Ich sehe das Internet so wie Print als sekundäres Medium.
Sorry, das entspricht einfach nicht der Realität. Trends wurden noch nie vom großen Publikum gesetzt, sondern bestenfalls aufgegriffen. Ehe ein neuer Künstler erstmals im Fernsehen auftaucht, muss er heutzutage die „Ochsentour“ durch’s Internet machen. Und das Internet ist durchaus nicht atomisiert – die allseits bekannten Kanäle heißen u. a. Youtube, Facebook, Tumblr, früher Myspace, heute Bandcamp und Soundcloud. Um auf diesen Kanälen beachtet zu werden, muss man von den „Multiplikatoren“, den Meinungsmachern aufgegriffen werden. Hier haben Blogs einen wesentlichen Anteil und die sind bestens vernetzt und was „angesagt“ ist in der Blogosphäre (ein Schlüsselbegriff zum Verständnis zeitgenössischer Pop-Musik), das ermittelt Hypemachine. Auch größere Portale wie das bereits genannte Pitchfork oder auch die Online-Ausgaben von Printmedien wie The Guardian („New Band Of The Day“) sind wichtig.
Die Formatradios, Ina Müller und „Wetten, dass“ stehen wirklich ganz am Ende der Kette. Dorthin muss man, um die „Schläfer“ zu wecken, aber Trends werden dort nicht gesetzt. Die Hauptzielgruppe für aktuellen Pop interessiert sich doch auch kaum noch für klassisches TV. Es gibt auch kaum „Formate“, über das neue Künstler dort lanciert werden könnten, noch am ehesten über den Soundtrack-Einsatz in TV-Serien und Werbespots. Im UK sieht es etwas anders aus, da ist „Later“ mit Jools Holland eine populäre Sendung, in der neue Künstler sehr frühzeitig präsentiert werden. Davon kann man hierzulande nur träumen.
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