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Anonym
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Wenn’s erlaubt ist, greife ich mal bei den schönen Crauserien etwas vor auf’s Jahr 1909, dann wird es auch musikalisch:
„Schon als Kind war ich weniger darauf erpicht, das Leben aus den großen Werken der Kunst zu empfangen, als aus den kleinen Tatsachen des Lebens es zu ergänzen. Unbewußt ging ich den rechten Weg ins Leben, indem ich es mit jedem Schritt eroberte, anstatt es als eine Überlieferung an mich zu nehmen, mit der der junge Sinn nichts zu beginnen weiß. […] Ich war früh darauf aus, vom Menschen Aufschluß über den Menschen zu verlangen, und ich ließ eigentlich nur eine Form künstlerischer Mitteilung gelten, die mir das Wissenswerte unaufdringlich an den Mann zu bringen schien: das Plakat. Ein sentimentaler Gassenhauer, den am Sommersonntag ein Leierkasten vor unserem Landhaus spielte, hatte Macht über mein Gemüt; ich ließ ab, Fliegen zu fangen, und die Mysterien der Liebe gingen mir auf. Andere, die sich rühmen, daß der Tristan eine ähnliche Wirkung auf sie geübt habe, fangen noch heute Fliegen.“
[Die Fackel: Nr. 283-284, 26.06.1909, 11. Jg., oder auch aus dem Beginn des neunten Bandes der alten Werkausgabe: „Unsterblicher Witz“, „Die Welt der Plakate“.]
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