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Ich weiß, ich bin gut und gerne zwei Jahre zu spät, aber da in wenigen Tagen das zweite Album des Collectives erscheint, mag ich noch ein paar Worte zu diesem schönen Debut schreiben.
Ich hatte zunächst keine genaue Vorstellung, was mich erwartet, da ich keinen der Beiden Musiker kenne – aber mich hat die Story dahinter fasziniert. Idan Raichel, Kopf des gleichnahmigen The Idan Raichel Project, traf am Flughafen in Berlin auf Vieux Farka Touré, beide waren zu jener Zeit auf Tour. Fasziniert von ihm und dessen Vater Ali Farka Touré kam es zu einer gemeinsamen Session, nachdem Idan ein Konzert von Vieux in Spanien besucht hatte; zwei Jahre später lud Idan ins Opera House von Tel Aviv – hier entstand dann auch das Touré-Raichel Collective, das neben den Beiden Yossi Fine am Bass und Souleymane Kane an der Kalebasse vereint. Wie es sich liest, ist die Session so spontan wie nur möglich entstanden, ohne vielfache Proben und Absprachen – die Kreativität floss aus dem Moment und dem enormen Gespür der beiden Musiker füreinander. Später wurden noch diverse Gäste eingeladen, die etwa Kamanche (eine Art iranische Violine) und diverse Gesangsspuren beisteuerten.
Aber zur Musik: Was ich besonders mag ist der kulturelle Clash dieses Albums. Es vermischt Vieuxs konzentriertes und sehr offensives akkustisches Gitarrenspiel und Raichels zarte Pianomelodien, alles eng aneinandergeschmiegt – es klingt wie aus einem Guss. Und dazu überaus spontan, was die Songs enorm spannend macht. Besonders schön sind gerade die Momente, wenn die Strukturen freier werden und zu atmen beginnen – gerade in den längeren Kompositionen -, über mehrere Minuten eine wunderbare Spannung erzeugen und dann zur Grundmelodie zurückfallen. Ich habe öfter den Begriff „Mande“ gehört, wahrscheinlich als subsummierende Genreumreißung für den Sprachraum. Gesungen wird hier zwar auch, wie etwa in „Alkataou“, aber ganz zentral ist das ein instrumentales Album, das für mich Rock’n’Roll Pickings, Jazz, Klassik und diverse Wordmusic Einflüsse – speziell natürlich der Länder Israel und Mali – ineinanderfließen lässt. Absolut essentielles Album, muss man haben.
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Hold on Magnolia to that great highway moon