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Jan Lustiger
Was mich störte, war die Aussage, man könne sich ja unmöglich mit den Vorgängeralben beschäftigt haben, wenn man Blinking Lights für das Meisterwerk der Eels hält.
Das habe ich aber nirgends getan, glaube ich. Und E. darf „Blinking Lights…“ auch gerne für die Mutter aller Eels Alben halten, mir gefallen nur einfach die Töchter besser, ist aber öfter so bei mir ;-).
Für mich war dieses überraschende Spiel von Elektronik und Gitarren auf dem Debüt, welches dann erstaunlicherweise zu tollem Pop führte, damals ein erstes einschneidendes Erlebnis. Nichts wurde allerdings für mich größer als diese in jedem Ton spürbare Trauer auf „Electro-Shock Blues“, das bleibt für mich unerreicht. Danach konnte es in meinem Eels-Kosmos eigentlich nicht mehr besser werden. Richtig aufhorchen ließ mich dann wieder das unterbewertete „Shootenanny“ mit seiner Mischung aus wunderbar (eingängigen) straighten Rocknummern und unglaublich melancholischen (fast an Electro-Shock Blues heranreichenden) Balladen. Da steckte für mich wieder spürbar viel E. drin. Und dann kan das Opus Magnum, E. war begeistert, die Fans waren begeistert, die Kritiker waren begeistert und, Oh Schreck, mich berührte nahezu nichts.
Viel mehr schoss mir eben immer wieder der Gedanke durch den Kopf, „Ja ganz schön, hab ich aber auf dem und dem Album schon mal besser gehört“. Ob das einfach daran lag, dass die Erwartungen von allen Seiten zu sehr geschürt wurden oder ob mein Eels-Fass einfach voll war, keine Ahnung. Ich weiß das es dem ein oder anderen (pipe, meine ich mich zu erinnern, ähnlich ging).
Und auch wenn du es anders siehst, und gerade in diesem Forum sicher auch viele zustimmende Stimmen hören würdest, bei mir ist Musik zu 90% Bauchgefühl, da ist nicht analytisch und ich gebe zu, ich will auch gar nicht analysieren, warum mich das gerade Gehörte auf irgendeiner Ebene so immens anspricht (auch wenn natürlich z.B. die Trauer in „Electro-Shock Blues“ auch schon der Beginn einer solchen ist). Ich behaupte sogar, ich hätte die Trauer in den Stücken, auch ohne die ganze Berichterstattung drum herum genauso gehört. Deshalb bin ich auch einer der „Ignoranten“, denen es relativ schnurz ist, wie wann und warum ein Album entstanden ist (was nicht heißt, dass mir nicht klar ist, dass ein Album zu „seiner Zeit“ auf Grund der Umstände eine deutich andere Wirkung gehabt hat als heute. Nur ist diese Wirkung eben nicht reproduzierbar). Ich weiß es wird Etliche geben, die sagen, dass ich dann ein großes Album nie komplett verstehen kann. So what? Es muss für mich, und meinen Bauch/mein Herz (und sehr oft meine Beine) funktionieren, wenn es das tut prima. Wenn nicht, dann eben nicht.
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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!