Re: Eels – Wonderful, Glorious

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jan-lustiger

Registriert seit: 24.08.2008

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TheMagneticFieldDie Letzte fand ich wieder sehr gelungen, bei den beiden Anderen der Trilogie gebe ich dir Recht.

Pinbacksehe ich genauso. Hombre Lobo fand ich stark, aber Tomorrow Morning ist nachwievor die stärkste der Trilogie.

Ehrliche Frage, kein Zynismus: Was genau an der Musik der Eels zieht euch an? Einer der wichtigsten Faktoren, wenn nicht sogar der wichtigste, ist da für mich das Songwriting. Und das auf Tomorrow Morning ist in den besten Fällen nett (I Like the Way This Is Going), in den meisten Fällen nicht erinnerungswürdig (The Man, In the Morning), in den schlechtesten Fremdscham-erzeugend (Looking Up, Baby Loves Me). Musikalisch ist es Eels-Malen-Nach-Zahlen, nur dass er halt mal ab und zu ein paar Beats eingebaut hat. Eine durch und durch mediokre Platte.

TheMagneticFieldDennoch bleibt „Blinking Lights“ für mich ein Mix seiner vorherigen Alben, aber eben in schlechter.

PinbackBlinking Lights ist gut, aber jeder, der sich mit seinen Alben, die davor veröffentlicht wurden, auseinandergesetzt hat, kann Blinking Lights eigentlich nicht als sein Meisterwerk ansehen.

Und das halte ich für ausgemachten Unsinn. Gegenthese: Wer Blinking Lights and Other Revelations für eine bloße Ansammlung aus den vorherigen Alben hält, ist nie über eine oberflächliche Auseinandersetzung mit den Alben davor und/oder Blinking Lights selbst hinausgekommen. Und hat selbst da nicht richtig aufgepasst. Wo sind denn da die Noise- und Elektronik-Verknüpfungen von Souljacker? Wo ist der Grunge-Einfluss von Beautiful Freak, die Versponnenheit von Electro-Shock Blues? Die einzige, die ich euch da gebe, ist die Daisies of the Galaxy und in ihren ruhigen Momenten die Shootenanny!.

Aber der eigentliche Fehler in der Aussage steckt nicht in der bloßen Betrachtung der Musik, die viel zu kurz greift. Das Gesamtwerk der Eels steht ganz und gar unter einem Stern: der von persönlichen Tragödien geschliffenen Lebensweisheit seines Protagonisten. Noch heute erwähnt jedes Presse-Info zum neuen Album E’s tragische Familiengeschichte, er hat ein Buch darüber geschrieben (essential reading!), die BBC über einen Teilbereich davon, seinen Vater, eine Doku gemacht. Electro-Shock Blues und Daisies of the Galaxy sind direkt auf der Verarbeitung dieser Tragödien aufgebaut, jeweils aus verschiedenen Blickwinkeln, aber aus beiden lässt sich die Lebensphilosophie ableiten, von der sein Input so stark geprägt ist wie von keinem musikalischen Einfluss: Schlechte Zeiten gehören zur Schönheit des Lebens dazu, sie machen gute Zeiten erst gut, man wächst an ihnen, erst wer richtig gelitten hat, kann richtig leben. Hey man, now you’re really living.

E selbst bezeichnet die Rolle von Blinking Lights and Other Revelations als die der „Mutter aller Eels-Alben“. Weil es das Album ist, dass diese Philosophie auf den Nenner bringt. Das Album ist eine Huldigung an das Leben, mit all seinen Schönheiten und all seinen Hässlichkeiten, von Geburt bis Tod, von Kuss bis Trennung, von Freude und Trauer. Darum ist es das Werk der Eels. Es ist die Eels-Philosophie auf den Punkt gebracht, in einem wunderschönen Doppel-Album, das in seiner Vielseitigkeit jede Ecke besucht, die zu diesem Mysterium beiträgt, die wir Leben nennen. Von dem Mann erzählt, mit dem ich diese Reise am liebsten antreten möchte, weil er mir in diesen Dingen aus der Seele sprechen kann wie nur sehr wenige Songwriter.

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