Re: Suicide – Alan Vega + Martin Rev

#8650545  | PERMALINK

friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

Beiträge: 4,880

lathoIn der Dezember-Ausgabe von Uncut ist ein ganz guter Bericht über Frankie Teardrop – alle Beteiligten klingen halbwegs entspannt aber das kann natürlich täuschen.

Ein Bericht über ein einziges Stück? Und wer erzählt was dazu? Und was?

Catch-22Das Trio Infernale, ich denke, da hat man sich gegenseitig inspiriert und alle haben davon profitiert. Nicht jeder Junkie krepiert letztendlich an den Folgen seiner Abhängigkeit, und ein Bowie reicht selten aus, um eine suchtkranke Persönlichkeit zu stabilisieren, oder gar „zu retten“.

Reed und Pop hatten dann anscheinend doch zuviel Selbstwert um sich zu killen, und konnten zudem mit dem Pfund Kreativität wuchern. Aber klar, kommerziell hat es sich für die beiden Hasardeure ausgezahlt.

Ja, die haben sich gegenseitig inspiriert. Bowie war großer Fan von Lou Reed und Iggy Pop. Der Name seines selbst geschaffenen Alter Egos Ziggy Stardust ist ja auch nicht ganz zufällig gewählt.

Natürlich hatten Lou und Iggy viel an kreativem Potential zu bieten. Gerade Reed hat ja so viele tolle Songs geschrieben, von denen er auch nach seiner Zeit mit VU noch zehrte. Er war aber offenbar alleine nicht in der Lage, die mit einer Band in Form zu gießen und aufzunehmen. Dazu benötigte er starke Mitarbeiter. Bei VU hatte er die, vielleicht hatte er da auch “nur” eine gut eingespielte Band, aber auf sich gestellt hat er danach zunächst nicht viel auf die Beine gestellt. Sein Solo-Debut ist verglichen mit VU eher schwach, selbst seine Version des alten VU-Stücks I CAN’T STAND IT fällt gegenüber dem Original ab. Das Bowie-produzierte TRANSFORMER ist dann ein ganz anderer Schnack, weil Bowie wohl eine feste Vorstellung davon hatte, wie das Album klingen sollte, die Sache in die Hand genommen hat und den Songs von Reed damit Gestalt geben konnte. Klingt ja sogar mehr nach Bowie als nach Reed, und mit Iggys THE IDIOT ist es nicht viel anders. Wäre TRANSFORMER nicht gewesen, was hätte RCA mit Lou Reed gemacht? Vor die Tür gesetzt? TRANSFORMER hat ihn gerettet, aber danach ging es mit der sehr schwankenden Form von Lou Reed und entsprechenden Alben gleich wieder los … Mit Iggy ist es ähnlich, der wäre wahrscheinlich sogar in der Psychatrie gelandet oder auf dem Friedhof.

Drogen sind noch einmal ein anderes Thema, auch wenn das da mit reinspielt. Das paradoxe ist, dass diese Typen auf Drogen so cool wirkten, Drogen aber alles andere als cool sind.

Aber das war ja auch nur ein Gedankenspiel von mir. Sowohl Lou als auch Iggy waren vor ihrer Begegnung mit Bowie obskure Undergroundgestalten, die man zumindest in kommerzieller Hinsicht als gescheitert betrachten muss. Nach Bowie waren sie als Stars in der Hitparade.

Das Foto des Trios Infernale ist herrlich!

--

„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)