Re: Suicide – Alan Vega + Martin Rev

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friedrich

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Ein paar Fakten:

Suicide – Alan Vega (* 1938 in New York City als Boruch Alan Bermowitz) und Martin Rev (frühe 40er? in New York City als Martin Reverby) gründen irgendwann Anfang der 70er eine Band.

Martin Rev stammt aus einer musikalischen Familie und hat Klavierunterricht bekommen. Er spielt zunächst Rock, später Jazz. Eins seiner ersten Idole ist Thelonious Monk, den er wahrscheinlich auch noch live gesehen hat. Nicht nur dessen Musik beeindruckt ihn, sondern auch dessen selbstbewusstes, das eigene Außenseitertum stilisierende hippe Image. Auch John Coltrane und Cecil Taylor gehören zu seinen Helden.

Alan Vega ist ursprünglich bildender Künstler und treibt sich im Umfeld verschiedener radikaler Künstlergruppen herum, deren Bestreben es ist, die Kunst aus dem Museum auf die Straße zu tragen. Insbesondere in den späten 60ern mit ihren kulturellen, sozialen und politischen Turbulenzen hat das eine hohe Brisanz. Bis heute stellt er Skulpturen her, die aussehen wie aus Elektroschrott angefertigte Kruzifixe, bei denen man alleine vom Hinsehen schon einen Elektroschock bekommt. Musikalisch ist er u.a. beeindruckt von The Stooges, vor allem von Iggy Pops provozierenden Auftritten, die auch vor Gewalt gegen das Publikum und sich selbst keinen Halt machen.

Als frühe musikalische Einflüsse nennen Alan Vega und Martin Rev außerdem Elvis, The Velvet Underground, die frühe obskure Electropop-Band The Silver Apples (http://www.youtube.com/watch?v=QX-z7skOYUA&feature=related) und auch “klassische” Minimalisten wie Steve Reich und Terry Riley.

Soll man erwähnen, dass sowohl Alan Vega als auch Martin Rev jüdischer Herkunft sind? Vielleicht, denn beide scheinen sich bewusst zu sein, das sie nicht so ganz zur amerikanischen Mehrheitsgesellschaft gehören und auch nicht gehören wollen, sondern bewusst gegen den Strom schwimmen. Martin Rev sagt in einem Interview, dass ihn Thelonious Monk mit seinem souverän exzentrischem Auftreten, seinen Hüten und seinem Bart an einen chassidischen Juden erinnert hat. “There was no one fresher or more interesting to me at that time.”

Alan Vega und Martin Rev treffen sich bei dem Project Of The Living Artists, einer Art Künstlerinitiative mit offenem Haus, in dem Künstler, Musiker und wer sich dafür hält, ein und aus gehen. Hier haben Suicide auch ihren ersten Auftritt, allerdings in der Besetzung Alan Vega (voc), einem nicht mehr näher bekanntem Paul (git) und Martin Rev (drums). Der Name Suicide ist von einem comic book mit dem Titel Satan Suicide abgeleitet. Auf dem Flyer, der diesen Auftritt im November 1970 ankündigt, taucht erstmals der Begriff Punk Music auf.

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)