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Ich hatte auch schon einige Male überlegt, einen Thread zur Platte aufzumachen. Aber nachdem sich das Interesse an Muse im RS-Forum immer recht zurückhält, hatte ich es doch gelassen. Freut mich aber, dass jemand den Schritt gewagt hat. Nachfolgend meine Einschätzung der CD:
Was haben „Hot Space“ von Queen, „Give me fire“ von Mando Diao und das letzte Linkin-Park-Album gemeinsam? Es sind alles sehr poppige Ausrutscher von Bands, die eigentlich für Rockmusik bekannt sind. „The second law“ von Muse darf sich bedenkenlos ebenfalls in diese Riege einordnen.
Freilich, die Musik muss sich weiterentwickeln. Ein zweites „Showbiz“, „Origin“ oder „Absolution“ wäre langweilig, weil es bloß ein Aufwärmen der alten Sachen wäre. Die Experimentierfreude der Jungs begrüße ich auch sehr. Dennoch ist das neue Album weit von dem entfernt, was Muse früher einmal ausmachte.
Natürlich sind sie im Laufe der Jahre poppiger und radiofreundlicher geworden. Dennoch stellten diese Lieder auch auf „Black holes“ und „The resistance“ eher Minderheiten dar. Diesmal sind es die Rocksongs, die nur spärlich gesäht sind.
Ich bin Muse-Fan seit dem ersten Album und kann normalerweise mit Dance-Musik nicht viel anfangen. Wäre „The 2nd Law“ nicht von Muse, würde ich mich mit der Platte sicher nicht länger beschäftigen. So hingegen läuft sie und läuft und langsam gewöhne ich mich daran. Ein Meisterwerk wird die neue Platte dennoch nie werden.
Den ersten Song „Supremacy“ finde ich (trotz seines arg gewöhnungsbedürftigen Refrains) inzwischen richtig cool. Es würde gut als Soundtrack in einen Bond-Film oder für „Wanted 2“ passen.
Aber die Sachen, die danach folgen? „Madness“ und „Panic Station“ klingen nach Pet Shop Boys, der oben genannten Queen-Platte und schlechten Killers-Experimenten. In „Follow me“ und „Big freeze“ denkt man, der 80er-Jahre-Elektro-Pop wäre zurückgekehrt.
Mit dem Lied „Survival“ gibt es zwar ein kurzes Aufatmen, aber auch dieser Song zündet mit seinen verbissenen Kampfparolen nicht wirklich. Als Glanzlichter des Album kommen die normalen Muse-Songs „Explorers“ und „Animals“ dazu. Leider sind sie aber viel zu wenig für ein gutes Gesamturteil.
Die zwei von Chris gesungenen Lieder „Save me“ und „Liquid State“ überraschten mich positiv. Singen kann der Bassist auf jeden Fall. Das erste seiner beiden Stücke finde ich recht gut. Bloß das zweite klingt (auch von der Abmischung her) wie ein misslungener 80er-Hard-Rock-Song.
Bleiben noch die beiden Instrumental-Stücke am Schluss. Sie erinnern an die Symphonie vom Vorgängeralbun und sind recht gut gelungen.
Dennoch bleibt man mit einem Mischung aus Verstörung und Enttäuschung zurück. Es bleibt die Hoffnung, dass sich die nächste CD wieder mehr vom radiotauglichen Mainstream abwendet. Wie gesagt, gegen Experimente ist nichts einzuwenden. Aber nicht ein solches Anbiedern. Eine Bluesrockplatte zum Beispiel würde Muse sehr gut stehen…
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