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MikkoZur Geschichte der Berliner Szene muss ein Buch noch geschrieben werden. Bei Teipel kommt sie glaube ich gar nicht oder kaum vor. Aber eine einheitliche Punk oder ndW Szene gab es in Berlin eh nicht, trotz einiger Querverbindungen oder marginaler Berührungspunkte. Und Berlin – also Westberlin, Ostberlin war ja noch mal ne ganz andere Nummer – war auch vom Rest Deutschlands relativ abgeschottet.
Doch, doch, Berlin kommt schon vor und die Humpe Sisters, Gudrun Gut, Blixa Bargeld, der von Bettina Köster „der Tod in Gummistiefeln“ genannt wird, und andere Berliner auch zu Wort. Sogar ein gewisser Ben Becker.
Der Schwerpunkt von VDJ liegt aber auf Düsseldorf, nicht zuletzt, weil der Ratinger Hof von der Szene als Spielplatz genutzt werden konnte. Deswegen konnte sich dort solch eine lebendige, vielfältige und vernetzte Szene überhaupt erst bilden. Auch die dortige Kunsthochschule hatte einen Einfluss. Der Hof wurde von Carmen Knoebel betrieben, die wiederum die Ehefrau des Künstlers und ehem. Beuys-Schülers Imi Knoebel ist. In HH und B fehlte so eine zentrale Auftrittsmöglichkeit.
Es taucht in VDJ sogar auch mal die These auf, dass Punk etwas mit Rebellion gegen die eigene katholische Erziehung zu tun hat und dass er in D-Dorf sogar karnevalistische Züge hatte. Der KFC ist jedenfalls auch mal beim Karnevalsumzug mitmarschiert oder hat es zumindest versucht, bis die Polizei einschritt, und das Auftreten in Kostümen war dort ja auch verbreitet. Und können solch rheinische Frohnaturen wie Die Toten Hosen aus einem anderen Ort kommen als aus der Karnevalshochburg Düsseldorf?
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)