Re: Enjoy Jazz 2012

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redbeansandrice

Registriert seit: 14.08.2009

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nochmal danke an nail für alles (noch nicht erwähnt: die Fotos von der Konferenz sind fantastisch, vor allem das mit Lateef auf der Kanzel) – mein Senf:

die Rhythmusgruppe mit Mitchell/Workman/Drake hat mir wahnsinnig gut gefallen, jeder einzelne war klasse, auf dem Papier sah die Mischung mutig aus – aber das Risiko hat sich voll ausgezahlt. Es war toll Shepp und vor allem Lateef mal zu sehen. Vom Ton her, waren auch beide noch ziemlich da, also, ein einzelner ton von lateef auf einem seiner instrumente (tenor, flöte, oboe, muschel, etc) und man versteht die klassischen Alben eine Spur besser – ähnlich für Shepp… bei Lateef hatte ich den Eindruck, dass er sich mittlerweile kaum noch für improvisierte Soli interessiert, mehr für Sounds… das ist vollkommen legitim, dass sich Interessen verschieben und so, aber es gab letztlich kein Solo von ihm an dem Abend, dem ich für sich genommen mehr als zweieinhalb Sterne geben würde, auf der Flöte ist er noch am flexibelsten, Tenor fand ich etwas zu schwach… kein Zufall, dass er den meisten Zwischenapplaus für die (wirklich tolle) Themenvorstellung von See See Rider auf der Oboe bekam, und nicht für eines der improvisierten Soli. Kann mir gut vorstellen, dass er in einem „geräuschorientierten“ Duo mit einem Perkussionisten (so wie er mittlerweile meistens auftritt), vielleicht noch einem Bass heutzutage besser funktioniert, das scheint seinen Interessen auch mehr zu entsprechen, als Flötensoli in Ellingtonballaden zu spielen. Bei Shepp glaub ich irgendwie, dass ich mir ein Solokonzert von ihm (mit einer ähnlichen Band aber ausser Lateef) vielleicht besser anhören könnte, also, dass es mir dann leichter fiele, ihn so zu nehmen, wie er ist – ein Typ (gerne auch „ein Griot“) im Ledermantel, der immer noch „Re Re Re, Re Re Revolution“ singt und gerne das letzte Wort hat… es ist total ok, dass man sich mit Mitte 70 nicht mehr auf die Musik eines anderen einlassen kann, und dass man im wesentlichen die Klischees nachspielt, die man immer gespielt hat – und das tut er auch – ist halt irgendwie mehr ein Theaterstück, als ein Konzert… auf irgendeiner Ebene, hat es meinem Eindruck von Shepp fast am meisten geschadet, dass hinter ihm Reggie Workman stand – genauso alt, immer noch Vollprofi, immer noch ein fantastischer Ton und ein toller Groove, und immer noch voll im Dienst der Sache, und damit im Dienst der Ideen anderer… grad nochmal ein bisschen Lateef Belmondo Videos auf youtube geguckt (von 2006/07), ich würd schon behaupten, dass das besser funktioniert hat (zum Teil, weil Lateef mehr Luft hatte, zum Teil, weil er sich stärker bemüht, „tolle Soli“ zu spielen)

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