Re: Enjoy Jazz 2012

#8620925  | PERMALINK

staggerlee

Registriert seit: 04.02.2007

Beiträge: 738

Hallo nail,
ich habe natürlich Deinen interessanten Konzertbericht gelesen (ebenso über Get Well Soon). Anbei wie ich das Konzert erlebt habe und an anderer Stelle ins Netz gestellt habe (für Brötzmann kann man nicht genug Werbung machen).

Peter Brötzmann Solokonzert: Das Konzert im Rahmen von Enjoy Jazz war schon seit Wochen ausverkauft und ich gehörte zu den glücklichen Besitzern einer der letzten zwei verkauften Karten. Es fand im hübschen Ambiente eines Gewölbekellers der Hochschule für jüdische Studien in Heidelberg statt- was für eine gute Atmosphäre sorgte.

Natürlich drückt Brötzmanns Freejazz, der öfters als „Saxophonterrorist“ beschrieben wird, auch eine Menge Wut aus und ist- vorsichtig ausgedrückt- energiereich und explosiv; der von Don Cherry erfundene Spitzname (und Plattentitel) von ihm „Machine Gun“ kommt sicherlich nicht von ungefähr. Dennoch ist es mitunter ein Klischee. Überraschenderweise gab es auch über längere Strecken sehr konzentrierte, fast zärtliche und nachdenkliche Passagen- während deren man im Publikum eine Stecknadel hätte fallen hören können. Altersmilde? Nein, denn im Laufe des Konzerts wurde klar warum: Sein Freund, Saxophinist John Tchicai, starb vor kurzem- das Konzert war ihm gewidmet. Mehrfach wechselte er das Instrument, was für zusätzliche Klangfarbe und Abwechslungsreichtum sorgte. Im Gegensatz zu Beginn seiner Karriere- wo häufig das Publikum aus Unverständnis den Saal verließ- gab es begeisterten Applaus für den Altmeister und eine sehr intensive aber auch berührende Hörerfahrung von Seiten des Publikums und mir.

Im Anschluß an das Konzert wurde vom Veranstalter mit Peter Brötzmann, sicherlich einer der wichtigsten und bedeutendsten Jazzmusiker Deutschlands, der ebenso in Japan und der USA verehrt wird, noch ein sehr interessantes und aufschlußreiches Interview geführt. Themen waren u.a. die Entstehung des europäischen Jazz an dem er maßgeblich beteiligt war, sowie den heutigen Schwierigkeiten für junge Jazzmusiker ein Publikum mangels Auftrittsmöglichkeiten zu finden und über Livemusik Erfahrung zu sammeln – was letztenendes unabdingbar für die eigene Entwicklung und die Entwicklung der Jazzszene insgesamt ist.

--