Re: Glenn Gould

#8610521  | PERMALINK

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Auch dies ein Gould-Tag, diesmal erst 50 oder vielmehr 30. Solche Jahrestage sind bei mir für’s Hören sehr verdächtig, nicht beachtet zu werden, es gibt ja über’s Jahr weitere, unverdächtigere Gelegenheiten, ihn zu hören. Trotzdem bin ich gerade mal wieder darüber geplumpst, ab Minute 1:00 wird’s interessant zu Bach. Das Harpsipiano in der anschließenden Kantate macht mir immer besondere Freude in seiner Schrägheit. Noch schräger – und sein Todestag ist unordentlich – war es aber in der Einleitung zur Kantate, wie sie damals von der CBC im Fernsehstudio aufgezeichnet wurde: der boxerartig hochgenommene Arm, die flunkernden Augenbrauen. Da war er eben noch Dreißig.

Die Verteidigung Bachs als „veralteter“ Musiker, die vielleicht anzunehmende Identifikation Goulds mit ihm, macht auf eigene Weise nachdenklich über seine Apologie Bachs, die uneingeschränkte eigene Stimme, die Wagnisse, die er begangen hat, gegangen ist, in einer Intensität, gepaart mit einem Witz, den sich andere meist versagen.

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