Re: Dead or alive? Der Einfluss der "alten Meister" auf jüngere Musiker

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roseblood

Registriert seit: 26.01.2009

Beiträge: 7,089

tolomoquinkolomNein. Dylan ist nicht trivial. Es macht aber schon einen Unterschied, ob man in Songs klar Stellung zu Themen bezieht oder sie eher abstrakt und vielfach interpretierbar anlegt (auch um ein größeres Publikum zu erreichen). Findest du nicht?

Ich verstehe was du meinst, jedoch ist mir nicht bekannt, ob es überhaupt Dylans Ziel war, mit seinen Texten ab 1965 ein möglichst großes Publikum anzusprechen. Viele Texte sind derart bildhaft und vernebelt beschrieben, dass viele womöglich gar nicht wussten, wie man dies am besten interpretieren könnte. Und vielleicht war es auch gar nicht Dylans Ziel, dass man so viel versucht in seine Texte hineinzuinterpretieren. Es war vielleicht lediglich für ihn der richtige Weg sich so auszudrücken, wie er es zu dieser Zeit wollte und für richtig befand. Und es liegt eben in der Natur des Menschen, die Dinge zu hinterfragen, die man nicht versteht. Und das ist wohl auch ein Grund (neben mehreren), wieso seine Texte auch heute noch besprochen werden. Dylan hat in vielen die Neugierde geweckt.

tolomoquinkolom
Bob Dylan ist ein nicht unwesentliches Teil des großen Pop- und Rockmusikpuzzles und seine Texte (zumindest die Songtexte) halte ich für bedeutend. Sie dürften nicht nur auf Musiker einen beträchtlichen Eindruck gemacht haben bzw. noch machen. Musikalisch hingegen ist Dylan allenfalls Mittelmaß – rein kompositorische (also nicht textbezogene) Einflüsse auf andere kann ich nicht erkennen.

Welche Popmusik meinst du? Die heutige? Die der Sechziger oder Siebziger Jahre?
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Dass Dylan musikalisch Mittelmaß sei, empfinde ich überhaupt nicht.
Natürlich kann ich, eben da Dylan mein Lieblingsmusiker ist, nicht alles streng objektiv bewerten, wie raffiniert nun welches Lied musikalisch aufgebaut und umgesetzt ist und welches eben weniger. Ich finde, vor allem mit „Blonde On Blonde“ hat er einen Sound geschaffen, der zuvor in dieser Art nicht vorhanden war. Diese Richtung schlug er shcon mit seinem Vorgängeralbum ein. Und zuvor hatte man in der Pop-Musik nicht diese Fülle an Instrumente in einem Lied. Zur selben Zeit mehrere Gitarren und mehrere Tasteninstrumente und jeder Teil harmoniert perfekt mit allen anderen Teilen ohne dass sich ein Instrument in den Vordergrund spielt. Und das war der Vorteil, dass Dylan kein Band-Musiker war. Es musste sich kein Mitmusiker Dylans in den Vordergrund spielen um seinen Sound zu hinterlasse, wie man es bei vielen anderen Bands hört. Für mich hat „Blonde On Blonde“ ein völlig neues Zusammenspiel von Instrumenten geschaffen. Natürlich kannst du nun sagen, diese Instrumente hat Dylan nicht gespielt, er gab aber die Struktur vor, in der sich die Instrumente bewegten.

Und ein ebenso wichtiger verdienst Dylans für die Pop-Musik ist seine Attitüde gewesen. Nach Elvis war er wohl wieder der erste Rebell. Und den Vorteil, den er zu Elvis hatte, Dylan war all dies genau zu der Zeil, als die Musik sich nachhaltig revolutionierte, in einem Ausmaß, der zuvor so nicht da war.

Und mit Pop-Musik meinte ich keine spezielle Zeit. Vielmehr die Pop-Musik seit Dylan und bis heute. Und man findet Dylan auch in der heutigen Pop-Welt noch zu genüge.
(Allein all die Musikvideos. „Subterranean Homesick Blues“ zählt ja als erstes Musikvideo und wie oft wurde das gecovert? Wie oft sieht man Musiker, die Schilder halten mit einer gewissen Nachricht darauf? Im Grunde kann man das alles auf ihn zurückführen)

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