Re: Dead or alive? Der Einfluss der "alten Meister" auf jüngere Musiker

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tolomoquinkolom

Registriert seit: 07.08.2008

Beiträge: 8,651

nail75Haben wir aneinander vorbeigeredet?

Ich hatte den Eindruck.

Ich beschränke mich mal auf Dylan: in allem. Das steht ja bereits in dem kurzen Text oben. Ohne Dylan keine Hinwendung der ganzen damaligen Bands zu einem sprachlich und inhaltlich komplexeren Songwriting. Gleiches gilt für Dylans Gesang, der die Ausdrucksmöglichkeiten eines Sängers enorm erweitert hat. Die gesamten Folk-Einflüsse auf die Popmusik der 60er und 70er gehen auf Dylan zurück, einschließlich des nachfolgenden Singer-Songwritertums. Jeder Musiker, der seit 1963 eine Gitarre in die Hand nimmt und selbstgeschriebene Songs singt, steht in Dylans Tradition.

Sämtliche Folk-Einflüsse auf zwei Dekaden der Popmusik würde ich nicht unbedingt ausschließlich auf Bob Dylan zurückführen – und es ist nach meiner Meinung nicht Dylans Tradition, sondern eine, die bereits vor ihm bestand (wenn er sie auch in nicht unbedeutendem Maße weiterführte). Auch die allgemeine Erweiterung der Möglichkeiten einer Singstimme kann ich nicht erkennen; allenfalls die Vorwegnahme des Nichtsingenkönnens als erklärte Kunstform auf Grund nicht vorhandener anderer Alternativen.

Es klingt manchmal auch ein bisschen so, als wären Presley oder Dylan aus dem Nichts aufgetaucht und plötzlich ward dann Licht bzw. in diesem Fall Musik mit Hüftschwung und Songwriting mit Anspruch. Dass es vorher bereits so Sachen wie Woody Guthrie, Kingston Trio, Peter, Paul & Mary oder Pete Seeger gab (im Falle des Kings: Bo Diddley, Chuck Berry, Gospel und Soul), scheint da von manch einer Begeisterungseuphorie verschluckt zu werden.

Frage: Wo hörst du in der Musik des 21. Jahrhunderts die Einflüsse von Bob Dylan? Und hältst du es für möglich, dass die Erwähnung Dylans eher mit Respekt vor Person und Werk dieses Fossils zu tun haben könnte, und weniger mit tatsächlichem musikalischem Einfluss auf die Musik seiner singenden und musizierenden Nachfahren?
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