Re: Krömer – Late Night Show

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sonic-juice
Moderator

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Witek DlugoszStrunks Humor ist doch gar nicht so weit davon entfernt, wenn auch weniger freundlich.

Könnte man aus der Entfernung denken. Ist aber m.E. eine komplett andere Welt.

Krömer arbeitet mit einer kumpeligen Kunstfigur, die sich natürlich einiges erlaubt, aber immer leicht verdaulich bleibt, allenfalls mal ein paar „hohos“ oder „huihuihuis“ kassiert, wenn es mal etwas deftiger oder respektloser wird. Typisch der Eröffnungsmonolog, wo es um das „erste Mal“ geht. Er spielt mit den Modellen, dass das als 40-jähriger ja noch vor ihm liege, dass er mit 15 bei einer Prostitutierten war oder dass er mit 10 in ein Auto gelockt wurde. Alles natürlich Fiktion, er und die Zuschauer bauen auf die implizite Gewissheit, dass dieses Schlitzohr in Wirklichkeit ein ganz normales Sexualleben hat.

Strunk bewegt sich in einer sehr speziellen hanseatischen Subkultur, er schöpft seinen Humor oft aus biographisch fundierter, zum Teil ins Bizarre gesteigerter Tragik und Elendigkeit, die er mit einer gehörigen Portion Autoagressivität vorträgt, oft genug bis über die Schmerz-, Geschmacks- und Schamgrenze. Um erfolgreiche Schluss-Pointen geht es da in den seltensten Fällen, um klassische Stand-Up-Tradition nie. Er ist als öffentliche Person bisweilen dünnhäutig und nervös, seine Auftritte haben oft etwas manisch-depressives, auch unkalkulierbares, subversives, sie erzeugen auch Unwohlsein, Betroffenheit und Peinlichkeit (wenn man dafür denn Nerven hat). Insofern fordern sie dem Zuschauer auch immer eine Haltung, ein übers reine Unterhaltensein hinausgehendes Gefühl ab. „Fleisch ist mein Gemüse“ ist ja im Grunde bei aller Komik vor allem ein sehr berührender, trauriger Roman. Wenn er von seiner unerfüllten sexuellen Trostlosigkeit als aknegepeinigter Harburger, homoerotischer Ersatzbefriedigung, nervösen Verdauungsstörungen oder „Schorfspielen“ erzählt, dann ist das Universen von Krömers konsensualer Kumpelwelt entfernt, selbst wenn sie sich bei manchen Gags mal thematisch treffen.

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