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Anonym
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Wolfgang DoebelingDa danke ich doch artig. Im Ernst, pinch: lies bitte genauer. Keine Ahnung, woher Du Dein „pauschal“ nimmst, bei mir heißt es an der betreffenden Stelle „oft“.
Okay, sorry, Wolfgang. Da habe ich Zeilen wie:
Wolfgang DoebelingDie Musik trat hinter ihre Promotion zurück, die Produktion des Clips verschlang ungleich mehr Geld und Aufmerksamkeit als die Produktion des zu bewerbenden Tracks, aus Musikhörern wurden Musikglotzer.
wohl falsch verstanden. Gelobe Besserung. Für mich klang das aber trotzdem nach: Clips arteten mit der Zeit unweigerlich zu einer lästigen Sache aus, die dem eigentlichen Werk nicht nur illusorisch den Schneid abkauften, sondern auch noch finanziell an den Karren fuhren, also die Prioritäten völlig falsch gewichteten. Klar gibts das, aber den vielen Videokünstlern, die aus eigener Überzeugung mühevoll den diversen Vorgaben von Industrie und Kommerz trotzen, tut man damit ein wenig Unrecht. Reine Musikglotzer und andere oberflächliche Trottel gabs auch schon vor der Massenfütterung durch Musikclips.
Und schließlich:
Wolfgang DoebelingWer ein wenig Einblick bekommt in die Dynamik karriereplanender Maßnahmen der Musikindustrie, dürfte ob der dort waltenden profanen Zweckrationalität und des oft unverhohlen zur Schau gestellten Zynismus ziemlich ernüchtert sein.
Ja, doch, durchaus. Ich nehme „pauschal“ auf rein formaler Ebene zurück, inhaltlich pustet es aber mehr oder weniger ins selbe Horn, wenn die Industrie es so lenkt, dass aus „Musikhörern Musikglotzer“ werden. Das impliziert so ein weitflächiges, zombiehaft-gezüchtetes, von langer Hand perfide geplantes. Für viele Beispiele mag das zutreffen, mir fehlte in deiner Argumentation aber die Weiterführung deiner zu Beginn angeführten Fußnote („gab auch gelungenes“). So hat es eher was von Anfangs Hui, später Pfui, Abstufungen gibts keine.
Back to Bob: ich behaupte mal, dass Dylan den Clip nicht stillschweigend und vollkommen desinteressiert abgenickt haben wird, sondern dass er sich aus irgendwelchen bestimmten Gründen durchaus mit seiner Visualisierung und seiner „visuellen Message“ indentifiziert und im Einklang befunden haben mag. Von mir aus kann man es auch Meta-Ebene nennen. Gerade die Tatsache, dass der Clip am Ende (aber nicht nur da) die Erwartungshaltungen unterläuft und Mythen und Codes konterkariert, zeigt doch, dass es durchaus Sinn macht, seine Musik in ein Clipumfeld zu kleiden. Der Grat zwischen Kunst und Kommerz ist logischerweise auch hier ein schmaler, das dürfte er aber bei so ziemlich jeder begleitenden Form von Vermarktung (Clip, TV Auftritt etc.) sein.
Napoleon DynamiteEben. Back to basics, Leute.
Ich finde eine Auseinandersetzung mit dem Video zur aktuellen Single von Onkel Bob ebenso legitim und an der Basis, wie eine Auseinandersetzung bzgl. des „Tempest“-Artworks.
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