Re: Galahad – Beyond the Realms of Euphoria

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wolfgang

Registriert seit: 19.07.2007

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Erste Kritik auf den BBS:

Da ist er nun – der Zwilling zu Battle Scars, aufgenommen während der gleichen Sessions. Und ganz eindeutig – es sind zweieiige Zwillinge, trotz der Ähnlichkeiten. Das beginnt beim Cover: War auf Battle Scars ein sehr reduziertes Schwarz-Weiß-Foto zu sehen, spielt sich Beyond The Realms… mit knallbunter Grafik in den Vordergrund. Ich weiß nicht, ob die Optik den Hörer beeinflusst, aber schon nach wenigen Minuten drängt sich der Eindruck auf, dass Galahad mit Beyond… nochmals eine leichte Steigerung gelingt.

Salvation bläst gleich einmal ordentlich den Marsch: Elektronisch und noch technolastiger als die Stücke auf Battle Scars und gleichzeitig wuchtig-metallisch unterlegt bricht sich der Zweiteiler Bahn. Ein grandioser und für den Rest des Albums wegweisender Auftakt, denn Guardian Angel schlägt in die gleiche Kerbe. Kantige Gitarren treiben das Stück an, während sich Orgelklänge und pumpende Bässe mit Techno-Keyboards paaren. Diese Verschmelzung von scheinbar unvereinbaren Klängen und Stilrichtungen ist sehr gut gemacht und ebenso mitreißend, wenn Nicholson in Unschuldsmanier seine melodiösen Gesangslinien darüber legt. Spätestens wenn harte Power-Riffs mit fetten Chören unterlegt werden, wird auch der traditionsbewusstere Prog-Fan noch glücklich gemacht.

Im Vergleich zu Battle Scars wirkt Beyond The Realms… verspielter und rhythmisch abwechslungsreicher, auch wenn man einräumen muss, dass Tracks wie Secret Kingdoms… oder …And Secret Worlds ebensogut auf Battle Scars gepasst hätten. Die schiere Wucht, das klangliche Volumen und auch der Härtegrad kann den Hörer mitreißen, denn die Art wie hier u.a. Mellotronteppiche mit Trance-Sounds und Metallgewittern vermengt wird, kann man als organische Verschmelzung bezeichnen. Einzige Empfehlung nach diesem klanglichen Schwergewicht ist, sich anschließend am besten ein sehr reduziertes oder Akustik-Album aufzulegen und sich Entspannung von dieser apokalyptischen Vehemenz zu gönnen.

Wie schon auf auf dem Geschwisteralbum Battle Scars beschließt man das Werk mit einem Remake. Diesmal ist mit Richelieu’s Prayer ein Bandklassiker aus frühen Tagen auf dem Plan und wird inhaltlich moderat, klanglich aber deutlich optimiert. Diese neue Version verbindet die Strahlkraft von Galahads neueren Alben mit der anheimelnden Neo-Prog-Vergangenheit. Ein sehr gelungener Brückenschlag und für Fans der alten Galahad damit vielleicht sogar ein guter Ankerpunkt, um sich an die neue, moderne und harte Ausrichtung zu gewöhnen. In dieser Disziplin sind Galahad nicht nur Vorreiter, sondern schlicht unschlagbar. Ihr bislang bestes und kraftvollstes Album – doch, ja, ich glaube, das ist es.

Quelle: BBS 13/15 Punkten

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