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vorgartenich glaube, in den liner notes erzählt hutcherson ein bisschen aus dem new york um 1964 herum, wo alle musiker mit irgendetwas experimentiert hätten, an einem vortraghaltenden malcolm x vorbeiliefen, an einem park, wo sun ra gerade ein konzert mit 100 musikern veranstaltete, die alle flöte spielten (!), und dann sei man eben nachmittags nach hause und hätte irgendwas schräges geschrieben. (sinngemäß.) und dann ist da so ein label, dass ein ordentliches album wie THE KICKER erstmal unter verschluss hält und seinen neuen vibes-star mit frei-experimentellen originalen vorstellt.
aber heute hört man halt auch das „gewollte“ dahinter, die versuche, die ins leere liefen (was durchaus auch bewusst inkauf genommen wurde), die beiden erstlinge von tony williams würde ich auch dazu zählen, jedenfalls zum teil.
und hill haut dann eben zwischendurch noch sowas wie „catta“ raus…
Ja, passt alles! Man merkt da halt schon, dass Hill anders drauf war – und letztlich wohl: einfach ein Meister, während Hutcherson, Rivers oder Williams Meister ihrer Instrumente waren und manchmal auch als Leader meisterhaftes raushauten, aber Hill ist halt am Ende wirklich einer wie Ellington oder Monk, der eine ganze eigene Klangwelt schuf, in der nicht nur er glänzte sondern in der auch andere irgendwie komplett seine Musik spielten, sobald sie da mal drin waren (siehe Henderson auf „Black Fire“).
Und klar, das sind solche Dinge, die Blue Note letzten Endes auch wieder sympathischer machen als die meisten anderen Label … Lion war ja wirklich abgefahren, was seine Verpflichtung gerade gegenüber seinen Piano-Entdeckungen betraf: Monk, Nichols, Hill. Da war er bedingungslos dabei. Dass ganz ordentliche Alben, die z.B. im Prestige-Katalog wohl Klassiker-Status hätten erreichen können, bei Blue Note auch mal im Archiv schlummerten, ist wohl Teil der „mystique“ dieses Labels.
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