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Bill Frisell – Ghost Town (2000)
Lange, lange nicht mehr gehört, dabei war Frisell doch lange Zeit einer meiner Helden. In den letzten Jahren habe ich ihn etwas aus den Ohren verloren. Hatte den Eindruck, dass er sich auf sehr hohem Niveau etabliert hat aber mit allzu großen Überraschungen nicht mehr zu rechnen ist. Will ich ihm nicht zum Vorwurf machen, aber das reichte mir nicht, um den Geldbeutel für ein neues Album von ihm zu ziehen.
Ghost Town, seine Solo-Platte von 2000 ist mir immer noch eine der liebsten. Da scheint sich einer zurück zu begeben in das Reich einer mythischen Kindheit, in der es von Geistern und Kobolden wimmelt, wo man einsam und ängstlich unter der Bettdecke liegt, aber sich dann auch wieder auf oder über den nächsten Tag freut, an dem die Sonne scheint und „Winter Always Turns To Spring“ (Songtitel). Liest sich sentimental und verträumt, und genau das ist die Platte auch, wenn auch erwachsener, mit Titeln wie Hank Williams‘ „I’m so Lonely I Could Cry“ oder Gershwin’s „My Man’s Gone Now“. Da ist es dann kein kindlicher Spuk mehr, das ist Verzweiflung. Und das wiederum liest sich grauenhaft, wäre da nicht – ja, wäre da nicht! – das Verliebtsein! Und das klingt alles herzzerreißend!
An Frisell mochte ich immer das Changieren zwischen Melancholie und Humor, zwischen Folklore und Avantgarde. Sehr, sehr schön!
Es gibt aus dem Jahr 2013 eine Zusammenarbeit von Bill Frisell mit John Zorn namens The Mysteries. Kennt die jemand?
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)