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In dieser Latin-Kombination fällt mir spontan nichts ein, aber die anderen Getz-Alben, nicht unbedingt die bekanntesten mit Charlie Byrd oder mit den Gilbertos sondern das eine mit Laurindo Almeida, mein Favorit ist „Jazz Samba Encore“ mit Bonfa und Jobim … oder Almeida mit Bud Shank (die Aufnahmen gibt es auf zwei alten Pacific Jazz CDs unter dem Titel „Brazilliance“) oder auch Shanks Bossa-Alben mit Clare Fischer (ebenfalls Pacific Jazz, in Japan auf – vermutlich – offiziellen CDs erschienen, ob man die auch anders kriegt weiss ich nicht). Oder Du suchst mal bei Tjader weiter, der Twofer „Black Orchid“ ist z.B. super: http://www.allmusic.com/album/black-orchid-mw0000100385
Nichts davon hat allerdings diese entspannte Stimmung, die mit dem Stil ja auch nichts zu tun hat … die findest Du vielleicht eher auf den Fantasy-Alben von Brew Moore wieder (ich kenne nur das erste im Quintett), der in den Fünfzigern auch Teil von einer von Tjaders Bands war … oder wenn’s Bebop sein darf bei den Open Door-Sessions von Tony Fruscella/Moore (LPs auf Spotlite, CDs irgendwo) … oder – das dann Hard Bop – auf den Live-Aufnahmen von Kenny Dorhams Jazz Prophets für Blue Note (‚Round About Midnight at the Cafe Bohemia – Doppel-CD in der RVG Edition von Blue Note).
Hier CD 1 von:
Don Ellis – Pieces of Eight: Live at UCLA (Wounded Bird)
Fand die Doppel-CD in einem ziemlich versifften Laden in Paris zu einem mehr als fairen Preis … die Aufnahme stammt vom 8. April 1967 und wie der Titel nahelegt ist ein Oktett zu hören, das neben Ellis an der (Viertelton-)Trompete aus Dave Wells (Posaune), Tom Scott (Alt- und Tenorsax, Klarinette – einen Monat vor seinem 19. Geburtstag), Dave Mackay (Piano), Ray Neapolitan (Bass), Steve Bohannon (Drums), Alan Estes (Timbales, Percussion) und Chino Valdes (Congas, Bongos) besteht. Die grosse Rhythmusgruppe hilft bei Ellis‘ komplexer Musik, den Groove in sicheren Bahnen zu halten, die meisten Stücke sind in Fünfern oder Siebnern komponiert, die dann auch mal unregelmässig aufgeteilt werden, einen Neuner (in 2-2-2-3) und einen Dreizehner gibt es ebenso wie eine 7/8-Version von Miles Davis „Milestones“, aber die Musik ist noch ein gutes Stück von der Dauer-Hochspannung späterer Ellis-Bands weg, es gibt geradezu entspannte Momente und gegen Ende der zweiten CD sogar noch „Lush Life“, gemäss Liner Notes wohl im Originalen Takt (4/4) und im Duo von Ellis mit Neapolitan … ich bin gespannt und nach den ersten drei, vier Tracks sehr angetan.
Edit: grad nachgeschaut, das famose Monterey-Album ist ja schon von 1966 und alle Mitglieder dieses Oktetts waren da auch schon mit dabei … aber Tom Scott ist dort natürlich nicht annähernd so oft zu hören wie hier, wo er wirklich brennende Soli beiträgt. Auch Mackay kriegt ziemlich viel Raum. Scheint mir eine tolle Ergänzung zu den bekannten Aufnahmen Ellis‘ zu sein, bin jedenfalls froh, dass ich das Ding doch noch kriegen konnte, hatte die Hoffnung auf ein bezahlbares Exemplar längst aufgegeben.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #163: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records (Teil 2), 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba