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vorgartenschön, aber dann könntest du ja auch mal von deinem text „ich habe nur eine einzige jarrett-platte“ runter und dich noch ein bisschen weiter in der atmosphäre von jarrett umhören. nail und ich können uns ja wohl auf die wunderbare CHANGELESS einige (über die viele ja die nase rümpfen), aber es gäbe auf jeden fall die SURVIVOR’S SUITE, das album, auf dem eine ganze band auseinanderbricht (EYES OF THE HEART), und dir würden wahrscheinlich auch die ersten beiden STANDARDS-alben ziemlich gut gefallen. und tatsächlich ist das aktuellste solo-abum CREATION ziemlich toll. und großartige cover haben die sowieso alle.
Edit und vorneweg: Ich habe das Wort „Gemütsmensch“ falsch gebraucht. Ich meine damit eben gerade nicht jemanden, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt, sondern einen Menschen, der zu Sentimentalität neigt.
Wieso runterkommen? Ich brüste mich ja nicht damit, dass ich nur eine einzige Jarrett-Platte habe, sondern will damit nur sagen, dass ich – wenn ich es mal positiv formuliere – diese eine sehr unvoreingenommen höre und sie mich unmittelbar, quasi voraussetzungslos ins Herz trifft. Habe gegenwärtig leider nicht die Zeit und Muße, mich tiefer in den Jarrett-Kosmos einzuhören.
Die ECM-Cover haben in der Tat Klasse, wobei ich bei Deer Head Inn die Verbindung von Musik und Bild besonders schön finde, da das Foto die Atmosphäre des Ortes, wo die Platte aufgenommen wurde, so lebendig werden lässt. Oder mit diesem etwas verwunschen wirkenden Foto, das den Eindruck erweckt, man würde hier einem außergewöhnlichen, fast geheimen Ereignis beiwohnen, vielleicht auch nur eine Illusion davon erzeugt, wie die Atmosphäre gewesen sein könnte und damit die Wirkung der Musik mit all ihren field recording-Nebengeräuschen noch verstärkt. Das hat etwas fast Intimes.
Das Deer Head Inn sieht heute und in Wirklichkeit übrigens gar nicht so romantisch aus, sondern wirkt auf mich eher wie ein gehobenes Sterne Hotel mit Erlebnisgastronomie. Zum Glück hat ECM kein aktuelles Foto verwendet. Da bleibe ich doch lieber bei der Illusion, die das alte Coverfoto erzeugt.
Was meinst Du mit „das album, auf dem eine ganze band auseinanderbricht“? Zank und Streit auf der Bühne?
Die Fabrik in Hamburg ist übrigens auch ein schöner Ort!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)