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Dabei wär die Sexiness eigentlich für die Gréco gewesen … doch das ging ja dann damals doch noch nicht.
Hier, seit Stunden:
Nach vier Durchgängen (teils mit einzelnen Wiederholungen) durchs erste Album und danach einem – etwas schmerzlichen – Durchgang durch die vier Gloria Smyth Tracks jetzt das zweite Album, das mich auf Anhieb ein ganzes Stück weniger packt als das erste. Merkt man ihm Riverside und New York an? Ein engeres Korsett, eine dunklere Grundstimmung? Das erste Album ist jedenfalls phantastisch – beste Version von „Invitation“ ever? Ich mag das Stück nicht, selbst die tolle Version von Lucky Thompson („Lucky Strikes“) funktioniert nur so halb, aber McBrowne trommelt da so toll, das Arrangement ist fein, fast nicht der Rede Wert, aber die paar mittels Zweistimmigkeit gesetzten Akzente sind so gut placiert … Jackson spielt dann ein entspanntes, ich vermute auch: tastendes Solo, es ist mir unklar, ob er mit den Changes zurecht kommt oder nicht (ich vermute: nur halb), aber das macht nichts, denn was er spielt ist wenig, aber es passt perfekt. Und dann kriegt McBrowne das ihm gebührende Solo. Es ist hier wirklich sein Getrommel, das die so steife und irgendwie unjazzige (nur „As Time Goes By“ ist schlimmer) Rhythmik des Songs durchbricht und dafür sorgt, dass das wirklich fliesst hier – die Melodie nämlich ist klasse, aber irgendwie ist bei dem Song trotzdem der Wurm drin, hätte der ganz grosse Wurf werden können, ist es aber nicht.
Das zweite Album … irgendwie scheint hier etwas die Frische, das Drauflossspielen des ersten zu fehlen. Wenn Jackson in seiner eigenen Ballade „Tryin‘ and Cryin'“ zwar ein souveränes und überaus beeindruckendes Solo abliefert (Anklänge an Lateef an den Rändern der Phrasen!), dann ist der Rahmen, den ihm Trotter, McBrowne und Lewis liefern, irgendwie steif, eng, man greift unweigerlich an den Hals, will die Krawatte lockern und den obersten Knopf des Hemdes öffnen. Das schmälert aber nicht Jacksons wahrlich grandioses Solo.
Lewis und Trotter liefern übrigens auch – vor allem auf dem ersten Album – viele gute Dinge ab, Lewis ist der weit ausschwingende Anker, den er auf dem zweiten nicht mehr so sehr sein darf, er ist zu sehr damit beschäftigt, ganz im New Yorker Stil zu „walken“, während McBrowne zurückhaltender begleitet, dafür auch mehr Schiessbudenfeatures kriegt … auf dem ersten Album sind seine Drum-Soli beeindruckend frisch und musikalisch (eben: „Invitation“!), auf dem zweiten wirkt es auf mich ein wenig so, als ballere er umso mehr los, sobald er aus dem Korsett gelassen wurde.
Das ist jetzt wieder zugespitzt formuliert und mag den Eindruck erwecken, das zweite Album sei deutlich schwächer als das erste – ist es nicht, stimmt so nicht. Aber ich empfinde es anders und mir ist die Stimmung des ersten lieber.
:wave: redbeans: hast Du die Aufnahmen einigermassen im Ohr, würde mich wundernehmen, ob Du nachvollziehen kannst, was ich schreibe!
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