Re: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Teddy Edwards – Sunset Eyes | Irgendwie unbefriediegend, das Album – es bleibt ein wenig Stückwerk, der Opener (mit, of all people, Ronnie Ball am Klavier, arbeitete er damals noch immer mit Warne Marsh?) ist grossartig, es gibt dann auch Teddys eigene Version seines „Hits“, des Titelstückes, die Rhythmusgruppe (Leroy Vinnegar/Billy Higgins, mit Ball spielen Ben Tucker und Al Levitt) ist erklassig, die Pianisten Joe Castro und Amos Trice nicht übel. Aber gerade im Vergleich mit Trice‘ Atlantic-Album etwa wirkt dieses einzige Pacific Jazz-Album von Edwards einfach nicht aus einem Stück. Es wirkt auch fast wie ein Almosen, das Dick Bock dem Pionier mit zehn Jahren Verspätung reichte … und es wirkt teils auch under-rehearsed (bei einem Stück scheint die Rhythmusgruppe zu Beginn das Tempo anzuziehen, und bis da alles zusammenfällt, herrscht grössere Unruhe – man hätte auch einfach einen neuen Take starten können … oder einen von Bocks famosen Rüpel-Edits – oh, Shit, jetzt hab ich mit der Rasierklinge das Tenorsolo halbiert, dumm gelaufen …).

Nun ja, bei Contemporary erbarmte man sich auch erst 1960 dieses grössten Schatzes des kalifornischen Jazz (die anderen contender waren längst abgereist oder hatten wenigstens auf nationalen Touren ihren Bekanntheitsgrad ausgebaut) erinnert, aber „Teddy’s Ready“ und die Reunion mit dem alten Weggefährten Howard McGhee, „Together Again“, wirken jedenfalls wie richtige Alben, während „Sunset Eyes“ irgendwie eine Restverwertung von etwas ist, was es gar nicht gab. So gesehen immerhin ein schönes Abbild von Edwards‘ Karriere – ein immenses Talent, das nie gehört wurde.

EDIT: falsch, es folgte ja noch „It’s About Time“ mit Les McCann, auch 1960 – aber die Zeit war längst vorbei, bzw. die Zeit war einer von mehreren kurzen Momenten: 1946, 1954, 1960-62 etc.

Und von „It’s About Time“ gibt es ja leider nicht mal ein anständiges Reissue … Freshsound sprang irgendwann in die Bresche, aber ich behelfe mich immer noch mit einem Vinyl-Rip.

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